Die Kriegsjahre

Biografie der Jahre 1914 - 1918

1914

2. Januar: Nach vielen Irritationen in den vergangenen Monaten wünscht sich Kafka nun doch die Ehe mit Felice Bauer, bittet sie aber auch in einem bewegenden (mehrteiligen) Brief darum ihn nicht ändern zu wollen.

19. Januar: Drückt seine Unzufriedenheit über "Die Verwandlung" im Tagebuch aus: "Unlesbares Ende. Unvollkommen fast bis in den Grund." Sendet das Manuskript dennoch Ende Januar an Franz Blei zur Veröffentlichung in den "Weißen Blättern". Später landet es von dort bei Robert Musil, der zu der Zeit in der Redaktion der "Neuen Rundschau" arbeitet. Dort kommt es aber nicht zur Veröffentlichung, weil die Erzählung gekürzt werden sollte, was Kafka ablehnt.

Februar: Kafka trägt sich ernsthaft mit dem Gedanken nach Berlin überzusiedeln um dort als freier Schriftsteller oder Journalist zu arbeiten. Erwähnt diese Pläne in den folgenden Wochen öfters. Wägt aber auch ab, ob er nach einer Heirat nicht doch seine Beamten-Stelle behalten und in Prag bleiben soll.

27. Februar - 1. März: Fährt nach Berlin und sucht Felice Bauer zum ersten Mal in ihrer Arbeitsstelle bei der Lingström AG auf. Sehen sich bis zu seiner Rückreise nach Prag in den folgenden Tagen öfters.

11. - 13. April: Reist über Ostern wieder nach Berlin. Trotz Zweifel beschließen Kafka und Felice Bauer sich zu verloben. Die Heirat ist für den September geplant. Nach seiner Rückkehr beginnt Kafka mit der Wohnungssuche in Prag.

15. April: Antrag zur Aufnahme von Paul Hermann als dritten Gesellschafters der "Prager Asbestwerke Hermann & Co."

24. April: Die Verlobungsanzeige Kafkas erscheint im Prager Tagblatt, siehe auch hier (rechts unten):
Die Verlobungsanzeige im Prager Tagblatt

1. - 5. Mai: Felice Bauer reist zum Kennenlernen der Familie Kafka mit ihrer Mutter nach Prag.

16. Mai: Nach einer Wochen andauernden Wohnungssuche hat Kafka eine Wohnung gemietet.

27. Mai - 2. Juni: Verlobungsfeierlichkeiten in Berlin. Nachdem Mutter Julie und Schwester Ottla vorab am 27. Mai nach Berlin gereist sind, kommen Franz und sein Vater am 30. Mai nach, um am 1. Juni gemeinsam mit der Familie Bauer die Verlobung in deren Wohnung zu feiern. Siehe hierzu auch:
Felice Bauer

28. Juni: Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau in Sarajewo.

Juli: Grete Bloch übergibt zahlreiche Briefe Kafkas aus der teilweise intimen Korrespondenz mit ihm an Felice Bauer. Schneidet aber dabei die Passagen heraus, die sie persönlich betrreffen.

11. Juli: Kafka reist zur Aussprache nach Berlin, da Felice über Teile seiner Korrespondenz mit Grete Bloch erzürnt ist. Bei der Aussprache ist auch Grete Bloch anwesend und Felice Bauers Schwester Erna Bauer. Es kommt zur Auflösung der Verlobung. Kafka besucht darauf hin die Familie Bauer um ihnen die Entscheidung mitzuteilen. Zwei Tage später unterrichtet er auch seine Eltern brieflich von der Entlobung.Reist danach mit Weiß und dessen Lebensgefährtin Johanna Bleschke noch für ein paar Tage nach dem Ostseebad Marielyst in Dänemark.

21. Juli: Bekräfitgt in einem nur fragmentarisch erhaltenen Brief an die Eltern seinen Willen das bisherige Leben in Prag aufzugeben und entweder nach Berlin oder München zu gehen. Möchte die erste Zeit von seinen Ersparnissen leben.

23. Juli: Berühmt gewordene Schilderung der Entlobung im Tagebuch: "Der Gerichtshof im Hotel".

28. Juli: Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg.

1. August: Deutschland erkärt Russland den Krieg. Kafka anderntags im Tagebuch: "Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. - Nachmittag Schwimmschule."

3. August: Siedelt provisorisch in die Wohnung der Schwester Valli über, die nach der Einberufung ihres Ehemanns in die Wohnung der Eltern zieht und Kafkas Zimmer darum benötigt wird. 

6. August: Bekannt gewordener Eintrag ins Tagebuch: "Der Sinn für die Darstellung meines traumhaft inneren Lebens hat alles andere ins nebensächliche gedrückt und es ist in einer schrecklichen Weise verkümmert." 

11. August: Beginn an der Arbeit am Roman "Der Process", die er in den folgenden Wochen intensiv voran treibt. Ende August schreibt er zeitweilig auch wieder an "Der Verschollene".

Anfang September: Zieht in die Wohnung seiner Schwester Elli Hermann.

5. - 18. Oktober: Während seines zweiwöchigen Urlaubs arbeitet Kafka an "Der Verschollene" und "Der Process", schreibt aber auch die Erzählung "In der Strafkolonie". Trotz Produktivität bleibt Kafka depressiv und hegt Selbstmordgedanken.

1. - 2. November: Langer Brief an Felice Bauer, der noch einmal die unterschiedlichen Ansichten rekapituliert. Der von Kafka erhoffte Kompromiss daraus stellte sich aber nicht ein.

5. November: Felice Bauers Vater, Carl Bauer, erliegt einem Herzinfarkt. Die Familie Kafka kondoliert wenige Tage darauf. Kafka fühlt sich für seinen Tod mit verantwortlich.

11. November: Veröffentlichung von "Zum Nachdenken für Herrenreiter" in "Das bunte Buch" aus dem "Kurt Wolff Verlag".

24. November: Schwester Vallis zweite Tochter, Lotte, wird geboren.

Dezember: Die Folgen des Krieges lassen sich am Prager Stadtbild ablesen: Ende des Jahres landen 11.000 Flüchlinge aus Galizien in Prag.

1915

Anfang Januar - 8. Februar: Kafka muss in diesen Wochen wieder öfters am Nachmittag in die Asbestfabrik, da Paul Hermann zum Militärdienst eingezogen wird. Ab 8. Februar kann Hermann wieder übernehmen, da er seinen Militärdienst in Prag ableistet.

23. und 24. Januar: Wiedersehen Kafkas und Felice Bauer am Grenzort Bodenbach. Kafka danach im Tagebuch: "Wir haben mit einander noch keinen einzigen guten Augenblick gehabt."

Februar: In Östereich-Ungarn werden kriegsbedingt Mehr und Getreide rationiert.

8. Februar: Kafka beginnt mit der Erzählung "Blumfeld ein älterer Junggeselle ...".

10. Februar: Kafka zieht noch einmal für kurze Zeit in die Bilekgasse 10, wo er bei Ausbruch des Krieges schon einmal in der Wohnung seiner Schwester Valli den Sommer über lebte, kündigt aber sein Zimmer zum 1. März wieder, weil ihn der Lärm stört.

23. Februar: Auf Erlaß des Innenministeriums müss sich die AUVA (= Arbeiter-Unfall-Versicherung, Kafkas Arbeitgeber) nun um die heimkehrenden Soldaten kümmern.

15. März: Kafka zieht in das Haus "Zum Godenen Hecht", wo er bis zum 28. Februar 1917 wohnt. 

22. - 27. April: Begleitet seine Schwester nach Ungarn, die ihren dort stationierten Ehemann besuchen möchte. Reist von dort nach Wien weiter um sich mit Werfel zu treffen. Depressive Grundstimmung.

22. - 24. Mai: Fahrt in die Böhmische Schweiz, wo er mit Felice Bauer, Grete Bloch und Erna Steinitz zusammentrifft. Gemeinsam unternimmt man einen Ausflug zur Edmundsklamm.

8. Juni: Kafka wird bei der Musterung für tauglich eingestuft, doch sein Arbeitgeber erwirkt eine Freistellung vom Militärdienst auf unbestimmte Zeit.

11. Juni: Sein enger Jugendfreund Oskar Pollak fällt an der österreichisch-italienischen Front am Isonzo.

2. - 5. Juli: Verbringt gemeinsame Tage mit Felice Bauer in Karlsbad.

20. Juli - 1. August: Aufenthalt im Sanatorium Frankenstein, das im nordböhmischen Rumburg lag.

7. September: "Vor dem Gesetz" erscheint in der zionistischen Zeitschrift "Selbstwehr".

Oktober: "Die Verwandlung" erscheint in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift "Die weißen Blätter" unter der Redaktion von René Schickele, nach dem eine Publikation im Vorjahr in der "Neuen Rundschau" scheiterte. Zudem möchte der wohlhabende Autor Sternheim, Gewinner des Fontane-Preises, das Preisgeld Kafka überlassen. Dieser zögert aber mit der Annahme, da damit kein Anteil am Preis verbunden ist.

5. November: Kafka zeichnet für 2000 K Kriegsanleihen, nach dem seine Eltern vorab schon 3000 K auf seinen Namen angelegt haben. 

Anfang Dezember: "Die Verwandlung" erscheint nun auch in Buchform als Band 22/23 der Reihe "Der jüngste Tag" im "Kurt Wolff Verlag". Die Umschlagzeichnung gestaltete Ottomar Starke, der von Kafka vorab angehalten wurde als Illustration keinen Käfer zu zeichnen.

21. Dezember: Bekräftigt in einer Karte an Felice Bauer, dass er nach dem Krieg nach Berlin übersiedeln möchte.

1916

Anfang Januar: "Vor dem Gesetz" erscheint in "Vom jüngsten Tag. Ein Almanach neuer Dichtung" im "Kurt Wolff Verlag". Herausgeber waren Max Brod und Franz Werfel.

1. Januar: Kafka muss nun auch am Nachmittag von 16 - 18 Uhr kriegsbedingt eine Sonderschicht in der AUVA (= Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt, Kafkas Arbeitgeber) einlegen.

18. Januar: Bekräftigt in einem Brief an Felice Bauer seinen Willen nach dem Krieg nach Berlin überzusiedeln.

Ende Februar: Streit zwischen Ernst Weiß und Kafka. Möglicher Grund ist die Weigerung Kafkas eine Rezension für einen Roman von Weiß zu schreiben.

23. März: Mutter Julie Kafka feiert Ihren 60. Geburtstag.

11. Mai: Kafka wird bei seinem Vorgesetzten, Direktor Marschner, vorstellig um ihm seinen Wunsch mitzuteilen Soldat werden zu wollen. Marschner geht auf das Ersuchen nicht ein und gewährt ihm stattdessen einen Sonderurlaub von drei Wochen. Kafka lässt es nicht auf einen Eklat ankommen.

21. Juni: Wieder das gleiche Prozedere: Kafka wird gemustert und für tauglich befunden, aber auf Erlass des k.k. Statthaltereipräsidiums vom Kriegsdienst auf unbestimmte Zeit frei gestellt.

2. - 24. Juli: Wiedersehen mit Felice Bauer in Marienbad. Trotz weiterer Vorbehalte Kafkas im Tagebuch verkünden die beiden offiziell, dass sie wieder ein Paar sind. Man beschließt in Berlin eine gemeinsame Existenz aufzubauen, bei der Felice ihre Anstellung behalten soll. Nach dem Felice Bauer am 13. Juli wieder nach Berlin zurück fährt, bleibt Kafka noch bis zum 24. Juli in Marienbad.

31. August: Felice hat offenbar in einem Brief an Kafka mitgeteilt, dass Grete Bloch schwanger ist bzw. eine Abtreibung hinter sich hat.

Ab September: Felice Bauer nimmt Kontakt zum Jüdischen Volksheim auf, um deren Kinder sie sich in ihrer Freizeit in der Folgezeit immer wieder kümmert. Kafka nimmt von Prag aus regen Anteil an ihrer Tätigkeit.

Oktober: "Das Urteil" erscheint als Band 34 der Reihe "Der jüngste Tag" im "Kurt Wolff Verlag" sowie "Der Heizer" in einer 2. Auflage.

November: Schwester Ottla mietet im Goldenen Gässchen das Haus Nr. 22 an. Den kleinen und ruhigen Raum nutzt in der Folgezeit vor allem ihr Bruder Franz am Abend zum Schreiben. 

10. November: Franz Kafka liest in der Galerie Goltz in München "In der Strafkolonie" sowie einige Gedichte von Max Brod. Im Publikum sind neben Felice Bauer auch Max Pulver, Eugen Mondt und wahrscheinlich Rilke. Die Lesung wurde eher negativ in der Münchner Presse besprochen.

21. November: Kaiser Franz Joseph stirbt mit 86 Jahren nach fast 68 Jahren Regentschaft in Österreich-Ungarn. Großneffe Karl I. wird sein Nachfolger auf dem Thron.

Ende November: "Vor dem Gesetz" erscheint in 2. veränderter Auflage in "Vom jüngsten Tag. Ein Almanach neuer Dichtung.".

1917

Januar: "Ein Traum" wird in "Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917"  und im "Prager Tagblatt" veröffentlicht.

23. Januar: Hamsterkäufe in der Bevölkerung nach dem bekannt wurde, dass Prag nur noch Kohle für eine Woche vorrätig hat.

März: Die "Prager Asbestwerke" werden geschlossen.

2. März: Kafka zieht in eine 2-Zimmer-Wohnung im 2. Stock des Palais Schönborn (heute Sitz der Amerikanischen Botschaft in Prag) ein. Plantt ein Sabbatical-Jahr mit Felice Bauer nach dem Kriege dort zu verleben.

Mitte April: Schwester Ottla beendet ihre Tätigkeit im elterlichen Geschäft und siedelt nach Zürau um, wo sie einen vom Schwager Karl Hermann gepachteten Hof bewirtschaften möchte. Vater Hermann ist am Anfang strikt dagegen und es gibt große Auseinandersetzungen zwischen Vater und Tochter. Kafka ist dabei auf Seiten Ottlas und unterstützt ihr Vorhaben. Später lenkt der Vater aber ein und erklärt sich bereit 5000 K Startkapital an Ottla auszahlen zu lassen. In der Folge werden auch immer wieder Lebensmittel an die Familie von Zürau aus gesendet, da in Prag kriegsbedingt große Lebensmittelknappheit vorherrscht.

Mai: Kafka beginnt Hebräisch zu lernen.

Juli: Bei einem Besuch zusammen mit Max Brod in der Zivilschwimmschule bemerkt Kafka, dass in seinem Auswurf Blut ist, was sich als Vorbote der kurze Zeit später auftretenden Tuberkulose-Krankheit deuten lässt.

7. - 18. Juli: Felice Bauer kommt nach Prag. Gemeinsam fahren sie weiter nach Budapest, wo Kafka Jizchak Löwy trifft. Während Felice Bauer weiter zu ihrer Schwester fährt, reist Prag am 16. Juli weiter nach Wien, wo er mit Rudolf Fuchs im Cafe Central geht.

August: Kündigung des Häuschens im Goldenen Gässchen bis Ende des Monats durch die Vermieterin.

1. August: Auf eine Frage nach einer möglichen Unterstützung Kafkas durch den Verlag, sollte er nach dem Krieg als freier Schrftsteller leben wollen, antwortet Kurt Wolff: "Mit aufrichtigster, freudigster Bereitwilligkeit sage ich Ihnen für die Zeit nach dem Krieg eine fortwährende materielle Förderung zu."

11. August: In der Nacht auf den 11. August erleidet Kafka einen Blutsturz, der sich in der folgenden Nacht in schwächerer Form wiederholt. Erste Untersuchungen beim Internisten Dr. Mühlstein weisen für den Arzt noch nicht auf Tuberkulose hin, sondern auf einen Bronchialkatarrh. Erst eine spätere Untersuchung bei Prof. Pick ergibt die Diagnose eines Lungenspitzenkatarrh, der sich zur Tuberkulose auswachsen kann. Zu dieser Zeit galt der heute obsolete Begriff Lungenspitzenkatarrh als initiales Zeichen einer Lungentuberkulose. In der ersten Zeit verschwieg Kafka die Krankheit seinen Eltern.

Mitte August: Kafka kündigt seine Wohnung im Schörnborn-Palais zum Monatsende. Der Grund dafür ist wohl die ausgebrochene Krankheit. Er wohnt ab September wieder bei den Eltern in der Wohnung am Altstädter Ring und bekommt Ottlas ehemaliges Zimmer.

7. September: Kafka frägt bei Direktor Marschner wegen einer Pensionierung nach. Der gewährt ihm stattdessen einen mehrmonatigen Urlaub.

12. September - 28. Oktober: Fährt nach Zürau und wohnt auf dem Hof seiner Schwester Ottla. Vom 20. September an kommt Felice Bauer für zwei Tage nach Zürau. Den Besuch konnotiert er im Tagebuch sehr negativ.

1. Oktober: Vater Herrmann Kafka plant sein Geschäft aufzugeben.

28. Oktober - 1. November: Kurze Rückkehr nach Prag um diverse Arztbesuche zu unternehmen und in der AUVA (= Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt, Kafkas Arbeitgeber) Gespräche über seine Pensionierung zu führen.

2. November - 23. Dezember: Erneuter Aufenthalt in Zürau bei Schwester Ottla. 

8. November: "Ein Bericht für eine Akademie" wird in "Der Jude" veröffentlicht.

22. November: Ottla reist nach Prag und unterrichtet den Vater, dass Kafka Tuberkulose hat, was der Vater schockiert aufnimmt. Mitte Dezember erzählt er es dann der Mutter.

3. Dezember: "Schakale und Araber" wird in "Österreichische Morgenzeitung" veröffentlicht.

24. - 27. Dezember: Felice Bauer kommt über Weihnachten nach Prag. Kafka sagt ihr am 25. Dezember, dass er die Verlobung auflösen möchte. Nachdem er sie noch am 27. Dezember zur Bahn gebracht hat, besucht er auf dem Rückweg Max Brod in seinem Büro und bricht dort in Tränen aus.

1918

Januar: "Ein Landarzt" wird im "Kurt Wolff Verlag" in der Reihe "Die neue Dichtung. Ein Almanach" veröffentlicht.

1. Januar: Kafka möchte aufgrund seiner Tuberkulose-Erkrankung in der AUVA (= Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt, Kafkas Arbeitgeber) seine Pensionierung erwirken, bekommt aber nur eine Verlängerung des Urlaubs zugestanden. Kafka denkt darauf an eine Kündigung.

5. Januar - 13. Februar: Verbringt die Wochen in Zürau. Bei seiner Anreise begleitete ihn Oskar Baum, der auch acht Tage mit ihm in Zürau verbringt und dann wieder mit Kafkas Schwester Ottla nach Prag zurück fährt, während Kafka in Zürau verbleibt.

12. Januar: Hermann Kafka kauft in der Bilekgasse 4 ein Mietshaus für 500.000 K.

18. Januar: Massenstreiks in Österreich-Ungarn. Auch die Angestellten in Hermann Kafkas Galanteriewarengeschäft beteiligen sich am Ausstand. Im März gehen diese Streiks in Hungerkrawalle über, die vor allem in den Juden den Sündenbock suchen.

Februar: Kafka übergibt Brod die Manuskripte von "Der Verschollene" und "Der Process".

19. Februar - 30. April: Weiterer Aufenthalt Kafkas bei seiner Schwester in Zürau.

14. März: Milena Jesenska und Ernst Pollak heiraten in Prag und übersiedeln danach nach Wien. Siehe auch:
Milena Jesenska

Anfang April: Die "Spanische Grippe" breitet sich aus. In ihrem weiteren Verlauf soll sie späteren Schätzungen zufolge 50 - 100 Millionen Tote weltweit fordern.

2. Mai: Kafka beginnt wieder zu arbeiten. In seiner Freizeit hilft er im "Institut für Pomologie, Wein- und Gartenbau" in Troja mit.

Ende Juni: Vater Hermnann Kafka verkauft sein Galanteriewarengeschäft an Bedřich Löwy, einem Vetter seiner Frau.

Anfang Juli: Irritationen im Verhältnis Kafkas und Brod: Erst kündigt Kafka seinen Rückzug von allen Freunden an, nimmt diesen Beschluß aber nach einem Besuch bei Brod am 3. Juli zurück.

Ende Juli: Ottla Kafka beschließt die Aufgabe des Hofes in Zürau und möchte eine landwirtschaftliche Ausbildung beginnen.

September: Kafka arbeitet für knapp drei Wochen bei der Gärtnerei Maschek in Turnau.

30. September: Kafka beginnt nimmt wieder seinen Dienst in der AUVA auf.

14. Oktober: Kafka erkrankt schwer an der Spanischen Grippe. Kurze Zeit danach treten auch wieder Symptome der Tuberkulose-Erkrankung bei ihm auf. Insgesamt ist er fünf Wochen krank.

28. Oktober: Ausrufung eines unabhängigen tschechischen Staates auf dem Wenzelsplatz.

November: "Schakale und Araber" erscheint in "Neue deutsche Erzähler".

2. November: Ottla Kafka beginnt in Friedland eine landwirtschaftliche Ausbildung.

3. November: Kafka konnte von seinem Fenster aus zusehen wie tschechische Nationalisten die Mariensäule auf dem Altstädter Ring zerstörten. Sie war als katholische Heilige ein Symbol der Habsburgischen Herrschaft.

30. November - 22. Dezember: Kafka erholt sich in der Pension Stüdl in Schelesen, das in Zentralböhmen liegt.

1. Dezember: Auch Max Brod erkrankt an der "Spanischen Grippe" und ist mehr als eine Woche bettlägrig.

18. Dezember: Berta Fanta stirbt mit 53 Jahren in Prag an den Folgen eines Schlaganfalls.

21. Dezember: Tomáš Garrigue Masaryk kehrt nach vier Jahren im Exil nach Prag zurück, nachdem er am 14. November 1918 von der Tschechoslowakischen Nationalversammlung zum Präsidenten gewählt wurde.

24. Dezember: Durch einen Ministerialerlass wird Tschechisch fortan zur alleinigen Amtssprache in der AUVA, das für Kafka keine gravierenden Folgen hatte, da er gut Tschechisch sprach.