Der Prager Jugendstil

Eine Einführung

Der Jugendstil war eine künstlerische Protestbewegung, der sich gegen die vorherrschenden Kunstrichtungen seiner Zeit wandte und eigene Ausdrucksformen vor allem in der Ornamentik suchte. Von dieser Stimmung wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts Architekten, Bildhauer, Maler und selbst Schriftsteller erfasst. Diese Strömung kannte zu Anfang kein Zentrum, nannte sich in Frankreich "Art Noveau", hieß in England "New Style" und sammelte sich in Wien unter dem Begriff "Sezession". Seinen epocheübergreifenden Namen verdankte es der Münchner Zeitschrift "Jugendstil". Es wurden Motive aus der Natur verwendet, sowie junge Frauengestalten mythisch überhöht dargestellt. Als Materialien wurden vor allem Naturstein, Metall, Glas und farbige Majolika verwendet.

In Prag erlebte der Jugendstil seinen Höhepunkt im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Während er sich zu Anfang vor allem in der angewandten Kunst verbreitete, griff er später vor allem auf die Architektur über. Es war eine glückliche Koinzidenz für die Verbreitung des Jugendstils, dass in dieser Zeit ganze Straßenzüge in der Neustadt und im jüdischen Viertel abgerissen und im neuen Stil wieder aufgebaut wurden. Die Prager Sezession versuchte hierbei einen Spagat zwischen einer von Frankreich und Wien beeinflussten und auf das gesamte Westeuropa gerichteten Moderne, sowie Ideen, die sich eher an panslavischen Vorstellungen und Werten orientierten, die in ihren radikalen Strömungen antimodernistisch war und die Hegemonie des Westens bekämpfte. Man sah in der Sezession (wie in vielen anderen modernen Strömungen auch) eine Möglichkeit das erwachte tschechische Nationalbewusstsein zu dokumentierten.

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