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Vor 100 Jahren starb Jaroslav Hašek

Er war schon ein Unikum, dieser Jaroslav Hašek, Autor des heute weltberühmten Romans über den braven Soldaten Schwejk, der wie kein Zweiter sein kleinbürgerliches Umfeld durchleuchtete und satirisch aufs Korn nahm. Unzählige Anekdoten begleiten dieses viel zu kurze Leben, das der Alkoholismus schon mit 39 Jahren zerstörte.

Geboren wurde Hašek am 30. April 1883 in Prag und damit im selben Jahr wie Franz Kafka. Beide wuchsen in einer aufgewühlten Zeit heran, in der die Nationalitäten in Böhmen und insbesondere in Prag einen erbitterten Kampf um die politische Vorherrschaft führten. Gerade nach Prag strömten immer mehr Tschechen aus dem Umland und stießen sich immer mehr an der privilegierten Oberschicht der deutschsprachigen Minderheit, die zäh ihre Machtpositionen zu verteidigen suchten. Während der im zunehmend gutbürgerlichen Milieu heranwachsende Kafka eher beobachtend den Aufruhr und die Kämpfe auf den Prager Straßen verfolgte, war Hašek schon früh mittendrin. Eines Tages wurde er beim Herunterreißen amtlicher Verlautbarungen oder beim Steinewerfen erwischt und daraufhin des Gymnasiums verwiesen. Der junge Hašek versuchte sich dann zeitweilig in bürgerlichen Berufen, aber seine Passion war schon früh das Schreiben. Bis heute sind etwa 1200 Beiträge überliefert, die er als Satiren, Reiseberichte und Feuilleton-Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften unterbrachte. Dabei kam schon bald der Schalk in ihm zum Vorschein, in dem er Tiere erfand oder tatsächlich existierenden Eigenschaften andichtete. So wusste er beispielsweise, wie man am besten Werwölfe aufzog oder dass Elefanten sich zu Grammofon-Musik hingezogen fühlten. Natürlich erkannte ein Satiriker wie er die humoristische Seite der vermeintlich seriösen Politik und gründete eine Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze, die sich für die Wiedereinführung der Sklaverei und Verstaatlichung der Hausmeister einsetzte.

Hašek, der auch eine bürgerliche Existenz mit Frau und Kind führte, kam schon Jahre vor dem 1. Weltkrieg die Idee zum braven Soldaten Schwejk, deren erste Fassung bereits 1912 in Buchform erschien. Aber erst die eigenen Erfahrungen des Autors als Soldat im Ersten Weltkrieg ließ die Titelfigur zu dem Charakter werden, wie wir ihn aus dem heutigen Roman her kennen. Die Geschichte erschien als Fortsetzungsroman, die in gedruckter Form in einem eher unbekannten Blatt publiziert wurde, die aber der Autor in Heftform auch selbst in Prager Kneipen und Geschäften verkaufte. Bis zuletzt arbeitete Hašek an dem Werk, das aber unvollendet blieb. Geschwächt durch TBC, die er sich im Krieg holte und durch seinen unmäßigen Alkoholkonsum starb Jaroslav Hašek am 3. Januar 1923 in Prag.

Bild Jaroslav Hasek 1922
Jaroslav Hasek 1922