Prag-Reiseführer

Auch im digitalen Zeitalter wollen viele Reisende nicht auf Gedrucktes verzichten. Doch welcher Reiseführer soll es sein? Reichen Kurzbeschreibungen oder sollen die Texte ausführlich sein, die Bilder dagegen eher Schmuckwerk? Wie sind die Grafiken und die Stadtpläne gelungen, wie ist die Haptik? 

Wir stellen Ihnen die neuesten Reiseführer vor und geben unsere Einschätzung ab, für wen welcher Reiseführer der richtige ist.

ADAC Reiseführer Prag

Taschenbuch : 144 Seiten
Abmessungen : 12.4 x 1.5 x 20.4 cm

Preis: 9,99 EUR

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Zielgruppe:

Der Reiseführer ist durchschnittlich umfangreich mit Bildmaterial, Grafiken und Karten ausgestattet, die Texte dagegen sind kurz und gehen selten in die Tiefe. Der Reiseführer richtet sich ganz klar an Einsteiger und Besucher, die schnell vor Ort Informationen nachschlagen wollen.

Haptik:

Das Buch liegt angenehm in der Hand, ist gut gebunden und der Umschlag macht einen strapazierfähigen Eindruck. Das Papier ist auch nicht zu dünn. Von den Ausmaßen her passt der Reiseführer in keine Hosentasche und kann nur in großen Jackentaschen oder mitgeführten Taschen und Rucksäcken verstaut werden.

Inhaltlicher Aufbau:

Der Reiseführer ist in vier Teilbereiche gegliedert: Den Anfang macht ein einführender Text zu Prag, dem folgt ein sog. „ADAC-Quickfinder“, der Empfehlungen nach Sachgebieten gliedert. Der Hauptbereich gliedert die Sehenswürdigkeiten nach Stadtteilen auf. Zudem werden für jedes Stadtviertel Essens- und Ausgehempfehlungen sowie lohnenswerte Hotels aufgelistet. Den Abschluss bildet ein Service-Bereich mit allerlei Hinweisen und Reisetipps.

Bewertung:

Ein schmaler Reiseführer, wie der vom ADAC-Verlag, kann natürlich nicht alle Facetten zur (Bau-) Geschichte der Sehenswürdigkeiten und Eigenheiten einer Stadt abbilden. Das Zielpublikum erwartet das auch nicht. Vieles ist routiniert und fachkundig beschrieben, an einigen Stellen vermisst man dann aber doch Sorgfalt und Genauigkeit. Natürlich sind auch hier wieder falsche Angaben zu Personen der Zeitgeschichte. Die Dichter Franz Werfel und Max Brod gingen z. B. nicht ins Gymnasium im Goltz-Kinsky-Palais. Aber das schreiben andere Autoren genauso regelmäßig falsch von Wikipedia ab. Ärgerlich wird es dagegen, wenn man die Figuren am Altstädter Brückenturm nicht zu benennen weiß und Kaiser Karl IV. sowie seinen Sohn, König Wenzel, nur allgemein als weltliche Fürsten bezeichnet. Auch die Geschichte des Veitsdoms wird so kursorisch zusammengefasst, dass man der Besonderheit des Bauwerks nun wirklich nicht mehr gerecht wird. Zudem wurde der Bau nicht im 19. Jahrhundert vollendet, wie behauptet wird, sondern 1929. Natürlich ist der ADAC in erster Linie ein Auto- und Verkehrsclub. So ist es zu erklären, dass man ausführlich für jedes Stadtviertel die Parkmöglichkeiten aufzeigt, egal, wie sinnvoll es für Touristen zum Beispiel ist mit dem eigenen Fahrzeug in die Prager Innenstadt zu fahren.

Fazit: Der Band richtet sich an Besucher mit knappem Zeitbudget, die keine detailreichen Informationen wünschen. In dieser Kategorie gibt es allerdings bessere Alternativen.


Baedeker SMART Reiseführer Prag

Taschenbuch : 240 Seiten
Abmessungen : 13.2 x 2 x 18.5 cm
Verlag: Baedeker Ostfildern

Preis: 15,95 EUR

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Zielgruppe:

Der Reiseführer ist umfangreich mit Bildmaterial, sehr gelungenen Grafiken und Karten ausgestattet, die Texte sind ausführlich und informativ. Der Reiseführer richtet sich an  Besucher, die sich genauer mit der Stadt befassen wollen ohne von einer Informationsflut erschlagen zu werden.

Haptik:

Das Buch besitzt eine Spiralbindung. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Das Umblättern fällt so etwas schwerer, weil die Seiten erst einmal über 10 Spiralen gleiten müssen. Der Vorteil dabei ist, dass man das Buch nicht aufgeblättert und damit doppelseitig halten muss. Man hat nur eine Einzelseite in der Hand und wenn man das Buch umdreht, dann die Rückseite. Diese Art der Bindung beansprucht das Buch mehr als bei herkömmlichen Reiseführer und wirkt nach mehrmaligen Gebrauch etwas "ausgeleiert". Das Papier ist robust. Von den Ausmaßen her passt der Reiseführer in keine Hosentasche und kann nur in großen Jackentaschen oder mitgeführten Taschen und Rucksächen verstaut werden.

Inhaltlicher Aufbau:

Der Reiseführer in in drei Teilbereiche gegliedert: den Anfang machen einführende Text zu Prag, die unter dem Titel "Magazin" zu finden sind. Der Mittelteil dann beschreibt die Sehenswürdigkeiten nach Stadtteilen gegliedert: die wichtigsten werden mit dem Schlagwort "Top" versehen, weitere, auch wichtige folgen in der Rubrik "Nicht vergessen!" und den Abschluß bilden die weniger wichtigen unter dem Titel "Nach Lust und Laune!". Den Abschluß des Buches bildet ein umfangreicher Teil mit praktischen Informationen und Reisetipps.

Bewertung:

Der "Baedeker Smart" zu Prag befindet sich vom Umfang und Anspruch zwischen den Kurz-Reiseführern wie die Ausgaben vom ADAC, CityTrip oder Marco Polo auf der einen Seite und dem umfangreichen Reiseführer aus dem Michael Fischer Verlag. Die Informationen sind angenehm aufbereitet und mit viel Fachwissen geschrieben. Grafiken und Bildmaterial sind, von Ausnahmen abgesehen, gelungen und machen Lust auf die Reise. Störend wirkte auf mich der immer wieder unternommene Versuch das Magische und Geheimnisvolle von Prag hervorzuheben. Da begibt man sich auf ausgetretenen Pfaden, die vielleicht betagten Teilnehmer eines Kaffeekränzchen wohlige Schauer über den Rücken treibt, aber ansonsten eher deplaziert wirkt. Zu jeder bekannteren Sehenswürdigkeit werden einige Fragen zum Objekt gestellt, die der Autor auch gleich selbst beantwortet. Die Fragen wirken oft etwas gekünstelt und die Antworten sind dann auch entsprechend banal. So etwa, wenn zu den "Gärten der Prager Burg" gefragt wird: "Wie lange?" Und als Antwort dann steht: "Nach Lust und Laune, no limits ...". Hört, hört. Das sollte man noch mal stark überarbeiten und sich auf wirklich wichtige Aussagen konzentrieren.

Trotz der Güte der meisten Texte gibt es schon einzelne Elemente, die der Verlag sich noch mal anschauen sollte. Warum z. B. fehlt bei der Grafik zum Alten Königspalast der Ludwigstrakt komplett? Ist das Zimmer, wo die böhmischen Statthalter aus dem Fenster katapultiert wurden und den Beginn des Dreissigjährigen Kireg markiert, keine grafische Darstellung wert? Es gibt auch zudem noch ein paar kleinere Fehler, die natürlich passieren können, sehr verwunderlich ist nur, dass man auch hier den Stadtteil Hradschin nicht von der Prager Burg unterscheidet und tatsächlich behauptet man habe 1598 das Burggelände zum dritten Stadtbezirk ernannt und nicht das damals auch schon bestehende Viertel. Das ist natürlich Unfug und sollte dringend überarbeitet werden.

 


CityTrip Prag

Taschenbuch : 156 Seiten
Abmessungen : 11 x 1.5 x 19.5 cm

Preis: 12,95 EUR

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Zielgruppe:

Der schmale Reiseführer richtet sich an Einsteiger und Besucher, die schnell vor Ort Informationen nachschlagen wollen. Gut geeignet für einen Wochenendtrip.

Haptik:

Das Buch liegt sehr angenehm in der Hand und macht einen strapazierfähigen Eindruck. Das glänzende Papier ist nicht zu dünn. Von den Ausmaßen her passt der Reiseführer in keine Hosentasche und kann aber in normalen Jackentaschen oder mitgeführten Taschen und Rucksächen verstaut werden.

Inhaltlicher Aufbau:

Zu Anfang gibt es unter "Prag entdecken" einführende Texte zur Stadt Prag. Danach werden alle wichtigen Sehenswürdigkeiten nach Stadtteilen aufgeteilt vorgestellt. Der dritte Teil ist wichtigen Themenbereichen wie Essen und Trinken oder Ausgehen und Shoppen vorbehalten. Den Abschluß bilden Reisetipps.

Bewertung:

Ähnlich wie der Marco-Polo-Band zu Prag bietet dieser Reiseführer nicht allzu tief gehende, aber seriöse Informationen zu allen wichtigen Themen. Stärker noch als das Pendant von Marco Polo wird hier mit Symbolen und Verweisen gearbeitet. Die Sehenswürdigkeiten kann man dabei auf kleineren Karten im Buch ablesen, für alle anderen Tipps muss man den beiligenden Faltplan konsultieren. Das ist vom Handling oft sehr umständlich und wirkt in Zeiten von Smartphones und Karten-Apps nicht mehr zeitgemäß. Dem versucht man mit einer Web-App engegen zu steuern, doch hier ist das Problem, dass es keine direkte Verbindung vom Buch zur App bzw. zu den wesentlich komfortableren Online-Karten gibt. Die Auswahl für den Kurztrip nach Prag wirkt etwas willkürlich. Zudem ist einem nicht ganz klar, an wen sich das die Auswahl richtet. 

Trotz Kritik in einigen Bereichen muss man doch klar festhalten:Diejenigen, die nicht vertieft an das Thema herangehen wollen, machen mit diesem kompakten Reiseführer nichts falsch.

 


MARCO POLO Reiseführer Prag

Taschenbuch : 152 Seiten
Abmessungen : 10.8 x 1.2 x 19 cm

Preis: 14 EUR

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Zielgruppe:

Der schmale Reiseführer richtet sich an Einsteiger und Besucher, die schnell vor Ort Informationen nachschlagen wollen. Gut geeignet für einen Wochenendtrip.

Haptik:

Das Buch liegt sehr angenehm in der Hand und macht einen strapazierfähigen Eindruck. Das matte Papier ist nicht zu dünn. Von den Ausmaßen her passt der Reiseführer in keine Hosentasche und kann aber in normalen Jackentaschen oder mitgeführten Taschen und Rucksächen verstaut werden.

Inhaltlicher Aufbau:

Zu Anfang werden die Highlights von Prag kurz vorgestellt. Danach werden spezielle Themen wie Prag für Kinder oder das typische Prag vorgestellt. Der Hauptbereich mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten folgt danach. Sie sind nach Stadtteilen aufgeteilt. Der dritte Teil ist wiederun Themenbereichen wie Museen, Restaurants oder Ausgehen und Shoppen vorbehalten. Den Abschluß bilden Reisetipps.

Bewertung:

Der Einstieg in den Reiseführer ist leider nicht gelungen. So listet man unter den vermeintlichen "Top-Highlights" (sind Highlights eigentlich nicht immer top?) den Hradschin auf. Der Begriff steht nicht für die Prager Burg, wie es in deutschsprachigen Reiseführern immer wieder steht und auch hier wiederer passiert, sondern für das komplette Stadtviertel, in dem die Prager Burg nur ein Teil davon ist. Und als der Ort anscheinend noch "kafkaeske Stimmungen" weckt, ist man schon wieder geneigt den Band zur Seite zu legen. Doch zum Glück bilden diese Art von Stilblüten und Klischees die Ausnahme. Ganz im Gegenteil ist man auf den folgenden Seiten immer wieder überrascht wie gut es der Autor Thomas Kirschner versteht auf gedrängten Raum diese Menge an interessante Informationen unter zu bringen. Das wirkt alles seriös recherchiert und liest sich gut.

Wofür der Autor sicherlich nichts kann sind die vielen Verweise auf die beiliegende Faltkarte. Das wirkt, ähnlich wie beim Pendant "City|Trip" reichlich antiquiert. Nicht gelungen ist leider auch die kostenlose App zum Buch, die man sich herunterladen kann. Das Zusammenspiel von Buch und App wirkt nicht durchdacht und macht so auch keinen großen Sinn.


MERIAN Reiseführer Prag

Taschenbuch : 224 Seiten
Abmessungen : 12.4 x 2.5 x 19 cm
Verlag: Merian

Preis: 17,99 EUR

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Zielgruppe:

Der Reiseführer  richtet sich an Erstreisende, die aber auch viel von der Kultur und Geschichte erfahren wollen. Rucksacktouristen und Jugendliche sind eher nicht das Zielpublikum.

Haptik:

Das Buch liegt sehr angenehm in der Hand, ist hervorragend gebunden und der Umschlag macht einen strapazierfähigen Eindruck. Das Papier ist auch nicht zu dünn. Von den Ausmaßen her passt der Reiseführer in keine Hosentasche und kann nur in normalen Jackentaschen oder mitgeführten Taschen und Rucksächen verstaut werden.

Inhaltlicher Aufbau:

Der erste Teil heißt "Der erste Blick auf Prag", der eine Mischung aus Reisetipps, Kulturempfehlungen und Geschichte ist. Danach folgt der Hauptabschnitt der Sehenswürdigkeiten, die nach Stadtteilen aufgetreilt dargestellt werden. Nach den Sehenswürdigkeiten gibt es zu jedem Stadtteil Restaurant-, Ausgeh- und Shopping-Empfehlungen. Den Abschluss bildet ein Service-Teil mit wichtigen Reisetipps, Adressen für den Notfall und Ähnlichem.

Bewertung:

Keine Frage, der Autor Thomas Veszelits versteht sein Handwerk. Seine Beschreibungen sind pointiert und mit viel Hintergrundwissen angereichert. Der Autor kennt die Stadt und seine Geschichte aus dem Effeff. Das Buch besticht durch eine klare Aufteilung, die Aufsätze zwischendrin passen sehr gut. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die stören: eine kritische Durchsicht des Manuskripts scheint es nicht gegeben zu haben. Leider stimmt hier nicht alles. Dabei sind  falsche Zahlen oder Zahlendreher noch das kleinere Übel: Die Karlsbrücke z. B. ist nicht 51 Meter lang, sondern 510 Meter. Ärgerlicher werden dann schon falsche Behauptungen wie diese, dass nach dem Tod von John Lennon man auf die heutige Lennon-Mauer das Wort "Lennonismus" geschrieben habe. Kritische Parolen an der Mauer gab es zum einen schon seit den 70er-Jahren und der Lennonismus war eine Bewegung, die erst einige Zeit nach dem Tod John Lennons entstand und keineswegs eine Parole an einer Hausmauer. 

Zudem hat Thomas Veszelits anscheinend ein Faible für Franz Kafka. Er erwähnt den berühmten Dichter ein ums andere Mal in seinem Reiseführer und viele Angaben zu Leben und Werk des Dichters sind schlichtweg falsch. Als harmloser Fehler mag ja noch angehen, dass der Autor den jungen Franz Kafka im Goltz Kinsky Palais zur Volksschule gehen ließ, während er in Wirklichkeit dort ins Gymnasium ging. Ärgerlicher wird es dann schon, wenn behauptet wird Franz Kafka habe im Goldenen Gässchen an seinem unvollendet gebliebenen Roman "Das Schloss" geschrieben. Das Ambiente würde ja wunderbar passen, nur leider ist es falsch. Kafka schrieb erst Jahre später daran, als das Mietverhältnis für das Häuschen schon wieder beendet war. Die Krönung bildet dann noch die Behauptung Franz Kafka habe seinen Freund Franz Werfel aufgetragen nach seinem Tod alle Manuskripte zu vernichten. Dass diese Manuskripte vernichtet werden sollten, stimmt zwar, aber damit beauftragt wurde nicht Franz Werfel sondern Max Brod. Solche Fehler trüben leider den an sich positiven Gesamteindruck des Buches doch empfindlich. Da fällt es dann schon kaum mehr ins Gewicht, dass das Register unbrauchbar ist und beispielsweise so ein geschichtlich wichtiger Ort wie die Kirche St. Cyrill und Method gänzlich fehlt, in der sich die Heydrich-Attentäter verschanzten und gegen anstürmende SS-Einheiten kämpften. 


Prag - Individuell reisen

Taschenbuch : 280 Seiten
Abmessungen : 12.1 x 2.2 x 19 cm
Verlag: Michael Müller

Preis: 17,90 EUR

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Zielgruppe:

Der Reiseführer zeigt eine gewöhnliche Bildausstattung, die eingefügten Karten sind gut lesbar, die Texte ausführlich und sehr informativ. Der "Individuell reisen"-Band zu Prag richtet sich klar an Reisende, die entweder schon einmal in Prag waren oder die Stadt tiefer erkunden wollen.

Haptik:

Das Buch liegt sehr angenehm in der Hand, ist hervorragend gebunden und der Umschlag macht einen strapazierfähigen Eindruck. Das Papier ist auch nicht zu dünn, glänzt aber sehr und kann bei hellem Licht spiegeln. Von den Ausmaßen her passt der Reiseführer in keine Hosentasche, kann aber in großen Jackentaschen oder mitgeführten Taschen und Rucksächen gut verstaut werden.

Inhaltlicher Aufbau:

Der Reiseführer ist in seinem Hauptteil nach Touren untergliedert, die sich an den Stadtteilen orientieren. Im Anschluß an die "Spaziergänge" werden die Sehenswürdigkeiten des Bereichs noch einmal gesondert und im Detail vorgestellt. Dazu gibt es praktische Tipps zu umliegende Restaurant, Kneipen, Geschäfte und vieles mehr. Nach dem Hauptteil folgt noch ein großer Abschnitt mit allen möglichen wichtigen Themen rund um Prag. Den Abschluß bildet ein umfangreicher Bereich mit Adressen.

Bewertung:

Die Reisebücher der Reihe "individuell reisen" aus dem Michael Müller Verlag richten sich nicht an Reisende, die sich nur oberflächlich und mal eben vor Ort mit dem Reiseziel befassen wollen. Ganz in dieser Tradition steht auch dieser Stadtführer von Gabriele Tröger und Michael Bussmann. Wer sich mit Prag intensiver beschäftigen möchte, ist hier bestens aufgehoben. Wohltuend ist auch die eher nüchterne Sprache, die Märchen und Mythen auch als solche bezeichnet und nicht dem verstaubten Bild von der vermeintlich magischen Stadt anhängt, dem man auch heute noch in Reiseführern begegnet. Dass dabei auch mal eine kritische Anmerkung zu einem historischen Ereignis etwas zu sehr aus der Brille des 21. Jahrhunderts bewertet wird, ist gut zu verschmerzen. Besser als zum tausendsten Mal die verwinkelten Gassen erzählt zu bekommen, in denen der Geist des Golems in der Nacht noch herumspukt. Nein, Prag ist eine moderne Stadt und bietet so viel Interessantes, dass man auf die ausgelatschten Pfade gut verzichten kann. Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten sind zumeist pointiert und genau. Und was vor allem gefällt, sind auch die vielen Empfehlungen, die so nicht in vielen Reiseführern stehen. Man spürt förmlich den großen Aufwand, den die beiden Autoren betrieben haben bzw. für Neuauflagen auch von neuem betreiben müssen.

Nur eine kritische Anmerkung noch: die am Anfang zu jedem Kapitel ausführlichen Wegbeschreibungen in Form von Spaziergängen kann man sich ohne gleichzeitigen Blick auf eine Karte manchmal nur schwer vorstellen und nachvollziehen. Zwar gibt es diese Karten, aber die befinden sich oft auf Folgeseiten, so dass man immer etwas umständlich hin- und herblättern müsste, wollte man sich an die Wegstrecke halten. Das machen allerdings viele Reiseführer so. Der Sinn dahinter erschließt sich zumindest dem Rezensenten nicht in aller Deutlichkeit.

Ansonsten ist der Reiseführer für Prag-Enthusiasten aufgrund seines Detailreichtums und den vielen Tipps abseits der touristischen Trampelpfade fast schon ein Muß und kann nur ausdrücklich empfohlen werden.


Vis-à-Vis Reiseführer Prag

Taschenbuch : 224 Seiten
Abmessungen : 12.5 x 2 x 21,6 cm
Verlag: Dorling Kindersley Reiseführer

Preis: 19,95 EUR

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Zielgruppe:

Der Reiseführer ist umfangreich mit Bildmaterial, Grafiken und Karten ausgestattet, die Texte dagegen sind kurz, aber informativ. "Vis-à-Vis Reiseführer Prag" richtet sich an Einsteiger und Besucher, die schnell vor Ort Informationen nachschlagen wollen.

Haptik:

Das Buch liegt sehr angenehm in der Hand, ist hervorragend gebunden und der Umschlag macht einen strapazierfähigen Eindruck. Das Papier ist auch nicht zu dünn. Von den Ausmaßen her passt der Reiseführer in keine Hosentasche und kann nur in großen Jackentaschen oder mitgeführten Taschen und Rucksächen verstaut werden.

Inhaltlicher Aufbau:

Der Reiseführer in in drei Teilbereiche gegliedert: den Anfang machen einführende Text zu Prag, der Mittelteil dann beschreibt die Sehenswürdigkeiten nach Stadtteilen aufgegliedert und im letzten Teil gibt es Reise-Infos.

Bewertung:

Der Reiseführer besticht durch seine durchdachte Gliederung und optische Aufbereitung. So bekommt man zu jedem Stadtteil erst mal eine Übersichtskarte mit allen Sehenswürdigkeiten, die als Nummern auf der Karte vermerkt sind und die dann auf den Folgeseiten beschrieben werden. Jeder Teilbereich besitzt auch eine eigene Farbmarkierung, so dass man schnell wieder den Anfang findet. Auch sind die Sehenswürdigkeiten mit eigenen Icons gekennzeichnet, die einem einen schnellen Überblick verschaffen. Das ist alles durchdacht und didaktisch hervorragend gelöst. 

Doch, wo viel Licht, gibt es auch etwas Schatten. Bedingt durch das visuelle Konzept geraten einige Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten zu knapp. Zum Beispiel bleibt auf der Doppelseite zum Vyšehrad  aufgrund von sechs Bildern nur mehr ein allzu knapper Textbereich übrig. Generell sorgt diese optische Präferenz dafür, dass die Texte an manchen Stellen zu kurz geraten und nicht mehr als ein paar allgemeine Infos bereit stellen. Auch die vorgeschlagenen Spaziergänge am Anfang sind kaum in der Form und Zeit zu bewältigen.

Im Kulturbereich sind zudem einige Passagen schlecht recherchiert. Franz Kafka z. B. schrieb nicht im Goldenen Gässchen an seinem Roman "Das Schloss". Obwohl das von der Umgebung her hervorragen passen würde, begann der Autor mit der Niederschrift des unvollendet gebliebenen Werks erst Jahre später. Auch im Kapitel "Jüdisches Erbe" wird mit keinem Wort der Komplettabriss und Neuaufbau des Josefov zu Anfang des 20. Jahrhunderts erwähnt. Diese fundamentale Umgestaltung des ehemaligen Ghettos hätte man in einem Kapitel über das jüdische Erbe zumindest erwähnen müssen. An solchen Stellen gelangt man mit dem Stilprinzip des Buches auch an Grenzen. Das ändert aber nichts daran, dass gerade visuell orientierte Touristen, die nicht zu sehr in die Tiefe gehen wollen, in dem gelungenen Reiseführer einen sehr guten Begleiter finden.