Die Geschichte Prags
Die einzelnen Epochen in einer Timeline
Frühgeschichte bis 9. Jahrhundert: Die Anfänge
3000 v. Chr. – 500 n. Chr.:
Besiedlung des Gebiets durch keltische und germanische Stämme.
7. Jahrhundert:
Slawische Stämme lassen sich im heutigen Prag nieder. Die Stadt entsteht als kleines slawisches Dorf um die Burg Vyšehrad.
9. Jahrhundert: Gründung der Stadt Prag
Um 800:
Gründung der Prager Burg durch Fürst Bořivoj I., erster Herzog von Böhmen, auf der Hochebene des Hradschin.
10. Jahrhundert: Frühmittelalterlicher Aufstieg
973:
Gründung des Bistums Prag. Es umfasst Böhmen und Mähren mit Schlesien, Kleinpolen und das Tscherwener Land.
Um 908 bis 929 (eventuell auch 935):
Wenzel von Böhmen, ein böhmischer Fürst aus der Dynastie der Přemysliden und später als Heiliger Wenzel bekannt, wird Herrscher der Stadt und seiner Umgebung.
Erste Hälfte des 10. Jahrhunderts:
Gründung der Burg Vyšehrad.
11. Jahrhundert - Wichtige Ansiedlungen
11. Jahrhundert:
Im Gebiet der heutigen Prager Altstadt erfolgen erste Ansiedlungen von deutschen und jüdischen Kaufleuten sowie einheimischen Handwerkern.
12. Jahrhundert: Handelszentrum
1148:
Gründung des Klosters Strahovs.
1170:
Bau der ersten steinernen Brücke, der Judithbrücke (Vorgänger der Karlsbrücke). Prag wird ein bedeutendes Handelszentrum, gelegen an der Kreuzung wichtiger europäischer Handelswege.
13. Jahrhundert: Stadtentwicklung und Wachstum
1230:
Wenzel I. verleiht Prag das Stadtrecht, was den Status Prags als blühende Handelsstadt weiter stärkt.
Mitte des 13. Jahrhunderts:
Beginn der Ostkolonisation in Böhmen. Norddeutsche Händler und Handwerker siedeln sich in der heutigen Kleinseite an.
14. Jahrhundert: Das Goldene Zeitalter unter Karl IV.
1338:
Baubeginn des Altstädter Rathauses.
1344:
Beginn der Arbeiten am Veitsdom, eine der wichtigsten gotischen Kathedralen Europas.
1348:
Gründung der Prager Neustadt durch Kaiser Karl IV., um der wachsenden Bevölkerung Platz zu bieten.
Gründung der Karls-Universität, der ersten Universität in Mitteleuropa, wiederum durch Karl IV.
1357:
Bau der Karlsbrücke unter der Bauleitung des berühmten Baumeisters Peter Parler beginnt.
1365:
Karl IV. macht Prag zur Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches.
15. Jahrhundert: Die Hussitenkriege
1415:
Hinrichtung von Jan Hus, einem Prager Reformator.
1419:
Erster Prager Fenstersturz, in deren Folge die Hussitenkriege (1419–1434) ausbrechen.
1420:
Schlacht auf dem Vítkov-Berg, in der die Hussiten unter Jan Žižka die kaiserlichen Truppen besiegen.
Bis 1436:
Obwohl die Hussiten die kaiserlichen Truppen mehrfach auf dem Schlachtfeld besiegen können, brechen im Laufe der Jahre immer mehr die Spannungen zwischen radikalen und gemäßigten Hussiten aus. In deren Folge verlieren die radikalen Hussiten (Taboriten) an Einfluss, während die gemäßigteren Kräfte der Utraquisten (bzw. Calixtiner) sich schließlich dem böhmischen König Sigismund unterwerfen.
1458:
Der böhmische Adlige Georg von Podiebrad wird wird König von Böhmen. In den Folgejahren hält die rege Bautätigkeit in Prag an (z. B. der Bau der Teynkirche), aber die wirtschaftliche Bedeutung als Handelszentrum nimmt ab.
1490:
König Vladislav Jagiello (Vladislav II.) verlegt die Residenz von Prag nach Budapest.
16. Jahrhundert: Renaissance und Habsburger Herrschaft
1526:
Beginn der Habsburger Herrschaftüber Böhmen. Prag wird zu einem Zentrum der Renaissancekunst und Wissenschaften.
1598:
Rudolf II. macht Prag zu seiner Residenzstadt und fördert Wissenschaft und Kunst. Prag wird zu einem Zentrum des Okkultismus und der Alchemie.
17. Jahrhundert: Der Dreißigjährige Krieg
1618:
Zweiter Prager Fenstersturz, der den Dreißigjährigen Krieg auslöst. Prag wird in den folgenden Jahrzehnten wiederholt von verschiedenen Armeen besetzt.
1620:
Niederlage der protestantischen Böhmen in der Schlacht am Weißen Berg gegen die katholischen Truppen, Prag lebt danach für weitere 300 Jahre unter der Herrschaft der katholischen Habsburger.
18. Jahrhundert: Barockzeit und Aufklärung
1700–1770:
Der Barockstil prägt die Architektur Prags, es entstehen zahlreiche Kirchen und Paläste, darunter die St.-Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite.
1741:
Prag wird während des Österreichischen Erbfolgekrieges von französischen und bayerischen Truppen besetzt.
1740 - 1780
Regierungszeit Maria Theresias, die einige Reformen für Böhmen einführte.
1744
Maria Theresia vertreibt die Juden aus Prag, die damals die größte Anzahl an Juden in einer europäischen Stadt besaßen. 1748 erlaubt sie wieder eine befristete Rückkehr.
1780 - 1790
Regierungszeit Joseph II. Mehr noch als seine Mutter beschritt er den Weg der Reformen im Geiste der Aufklärung. Stieß dabei aber zunehmend auf Widerstand.
1782
Das Toleranzedikt von Joseph II. räumt den Juden weitergehende Freiheiten ein.
19. Jahrhundert: Nationales Erwachen
1848:
Revolutionen in Europa; in Prag kommt es zu einem Aufstand gegen die Habsburger Herrschaft, dem sogenannten Prager Pfingstaufstand, der aber niedergeschlagen wird.
1868:
Der Grundstein für das Nationaltheater wird gelegt, neben dem einige Zeit darauf erbauten Nationalmuseums (1885-1890) ein wichtiges Symbol des erwachenden tschechischen Nationalbewusstseins.
1891:
Eröffnung der Prager Jubiläumsausstellung, die den wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritt Böhmens zeigt.
1895:
Beginn des Abrisses des Judenviertels und Teilen der Altstadt.
20. Jahrhundert: Republik, Krieg und Nachkriegszeit
1900:
Prag entwickelt sich in diesen Jahren zu einer kulturell und wirtschaftlich aufstrebenden Metropole im Habsburgerreich: Prag um 1900 - Eine Stadt kommt in der Moderne an.
1918:
Gründung der Tschechoslowakei nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, Prag wird zur Hauptstadt. Erster Staatspräsident der neu gegründeten Republik wird Tomáš Garrigue Masaryk.
1939:
Besetzung Prags durch die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs. Das Protektorat Böhmen und Mähren wird errichtet.
1945:
Befreiung Prags durch die Rote Armee. Das Ende des Zweiten Weltkriegs markiert den Beginn der kommunistischen Einflussnahme.
1948:
Der kommunistische Umsturz (Februarumsturz) führt zur Machtübernahme durch die Kommunistische Partei.
1968:
Der Prager Frühling – ein Reformversuch unter Alexander Dubček. Die Versuche, den Sozialismus zu liberalisieren, werden durch die Invasion der Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 gestoppt.
1989 bis zur Gegenwart
1989:
Die Samtene Revolution führt zum Sturz des kommunistischen Regimes. Václav Havel wird der erste demokratisch gewählte Präsident der Tschechoslowakei nach dem Krieg.
1993:
Teilung der Tschechoslowakei, die Tschechische Republik entsteht, Prag bleibt die Hauptstadt.
2004:
Die Tschechische Republik tritt der Europäischen Union bei. Prag entwickelt sich zu einem beliebten Touristenziel und zu einem kulturellen Zentrum in Mitteleuropa.
2019:
Proteste gegen den Premierminister Andrej Babiš finden statt, die Demokratie bleibt jedoch stabil.
2020–2021:
Die COVID-19-Pandemie trifft Prag stark, mit weitreichenden Lockdowns und Einschränkungen.