Der Vyšehrad: Prags sagenumwobene Burg über der Moldau

Zur Geschichte des Vyšehrad
„Ich sehe eine große Stadt, deren Ruhm bis zu den Sternen hinaufreichen wird.“
So soll dem Mythos zufolge die Reichsgründerin und Prinzessin Libuše von einem Felsen auf dem Vyšehrad gesprochen haben. Dem Gründungsmythos entsprechend, müsste die Burg auf dem Vyšehrad älter sein als die Prager Burg auf dem Hradschin. Ist sie aber nicht, wie neuere Studien zu dem Thema herausgefunden haben. Auch wenn die ersten Arbeiten an der Vyšehrader Burg bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen, liegt die Entstehungszeit der Burg auf dem Hradschin noch mal 70 Jahre weiter zurück. Zu Anfang existierte auf dem Gelände ein befestigter Handelsplatz mit einer Kirche darin. 1085 ließ Vratislav II., ein Fürst aus dem Herrschergeschlecht der Přemysliden, hier eine Burganlage errichten. Damit war der Vyšehrad für den Zeitraum von einigen Jahrzehnten das Machtzentrum in Böhmen. Doch nach dem Tod Fürst Soběslav I. 1140 hatte die Burg als Herrschaftssitz ausgedient. Nun war das Pendant auf dem Hradschin wieder die Machtzentrale der böhmischen Herrscher für die folgenden Jahrhunderte. Die Burganlage verkümmerte in der Folgezeit und wurde erst von Karl I. grundlegend renoviert. Doch schon in den Hussitenkriegen im ersten Drittel des 15. Jahrhundert wurde die Befestigungsanlage nahezu komplett zerstört. Im 17. Jahrhundert erhielt die Anlage ihr heutiges Aussehen. Von der ursprünglichen Burganlage ist allerdings nach einem Umbau im Jahre 1911 mit Ausnahme einiger Festungsmauern und Eingangstore nichts mehr zu sehen.
Der Vyšehrad ist bis heute von großer Bedeutung für die Tschechen und wird vor allem von den Einheimischen aufgesucht. 1866 wurde das Areal in die Stadt Prag eingegliedert.
Häufige Fragen und Tipps zum Vyšehrad
Ja. Das Außengelände mit den Mauern, Parkanlagen und Aussichtspunkten ist frei zugänglich. Nur einzelne Bereiche – wie die Kasematten oder die Kirche St. Peter und Paul – sind kostenpflichtig.
Das Gelände selbst ist rund um die Uhr zugänglich. Die Öffnungszeiten einzelner Sehenswürdigkeiten wie der Kirche oder der Kasematten liegen in der Regel zwischen 10 und 18 Uhr, können aber saisonal variieren.
Ja, Hunde sind im Parkbereich erlaubt, müssen aber an der Leine geführt werden. Der Zugang zu Innenräumen wie der Kirche oder dem Friedhof ist mit Tieren nicht gestattet.
Ja, mehrere öffentliche Toiletten stehen zur Verfügung – z. B. in der Nähe der Rotunde oder am Eingang zu den Kasematten. Sie sind in der Regel sauber und kostenpflichtig (ca. 10–20 CZK).
Teile des Parks und die Hauptwege sind auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen gut befahrbar. Einige historische Bereiche wie die Kasematten oder der Friedhof sind jedoch nur eingeschränkt zugänglich.

Das Leopoldtor (Leopoldova brána)
Besucher, die an der Metrostation Vyšehrad aussteigen, gehen am besten die Na Bučance entlang, bis sie rechter Hand in die V Pevnosti einbiegen. Dort durchquert man erst das Tabortor und gelangt kurz darauf zum Leopoldtor, das den direkten Zugang zum inneren Festungsgelände des Vysehrad darstellt. Der genaue Baubeginn des Bauwerks ist unbekannt. Es wurde wohl zwischen 1653 bis 1672 nach den Plänen von Carlo Lurago erbaut, einen der bekanntesten Baumeiester des böhmischen Barock. Obwohl es Teil des Befestigungssystems war, diente sie nie einem militärischen Zweck. Der Verzierung der Außenansicht dienen Pilaster und ein Schild mit Wappen, die von dem Stukkateur Giovanni Battista d’Allio erschaffen wurden.

Die St.-Martins-Rotunde
Kurz hinter dem Leopoldtor erscheint das älteste existierende Baudenkmal von Prag, die St.-Martins-Rotunde. Die Kapelle stammt aus dem 11. Jahrhundert und gehört zu den letzten drei erhaltenen Rundkapellen. Das im romanischen Baustil gestaltete Bauwerk ist leider nicht öffentlich zugänglich. Nach dem Ausbau der Festung auf dem Vyšehrad diente es als Pulvermagazin. Umfänglich restauriert wurde sie im Jahre 1878.
Kurios: 1776 wurde hier der erste Blitzableiter in Prag installiert.
Die Basilika St.-Peter-und-Paul
Die Türme der Kirche, die man schon von weiten erkennt, sind das Wahrzeichen des Vysehrad. Sie wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, während die Ursprünge des Kirchenschiffs bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück- reichen. Die Kirche wurde immer wieder im jeweils zeitgenössischen Stil umgebaut und erhielt ihr heutiges neogotisches Aussehen beim Umbau in den Jahren 1885 – 1887. Im Inneren, in dem man viele Jugendstil-Anleihen erkennt, sind einige Sehenswürdigkeiten aufbewahrt: So z. B. ein romanischer Steinsarg aus dem 11. Jahrhundert sowie ein Tafelbild aus dem Jahre 1355 mit Namen „Regenmadonna“, das noch aus der Sammlung Rudolf II. stammen soll. Zu jeder Stunde ertönt ein Glockenspiel mit unterschiedlichen Melodien. Welche von den 50 zur Auswahl stehenden zum Einsatz kommen, hängt von der Bedeutung des jeweiligen Tages ab.
Der Vyšehrader Friedhof
Direkt neben der Kirche St. Peter und Paul liegt der Ehrenfriedhof. Schon der Lageplan am Eingang verdeutlicht dem Besucher die Bedeutung des Friedhofs: Über 600 bekannte tschechische Persönlichkeiten liegen hier begraben. Darunter u. a. die weltbekannten Komponisten Antonin Dvorak und Bedrich Smetana. Die schreibende Zunft ist mit Božena Němcová, Karel Čapek und Jan Neruda ebenso prominent vertreten wie bildende Künstler von Rang wie Mucha, Myslbeck oder Saloun.
Der Friedhof besticht durch seine glanzvollen Gräber und reich verzierten Arkaden. Man kann dem Prag-Kenner Thomas Veszelits nur zustimmen, der den Ehrenfriedhof mit einer „Freiluftgalerie des Jugendstils und Art déco“ vergleicht.
Hier eine Liste von bekannten Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof begraben liegen:
Hier ist eine Liste der bekanntesten Persönlichkeiten, die auf dem Vyšehrader Ehrenfriedhof (Slavín) in Prag begraben sind – mit Berufsbezeichnungen in Klammern:
1. Bedřich Smetana (Komponist)
2. Antonín Dvořák (Komponist)
3. Alfons Mucha (Maler und Grafiker des Jugendstils)
4. Karel Čapek (Schriftsteller und Dramatiker)
5. Jan Neruda (Dichter und Journalist)
6. Božena Němcová (Schriftstellerin)
7. Mikoláš Aleš (Maler und Illustrator)
8. Josef Václav Myslbek (Bildhauer)
9. Ema Destinnová (Opernsängerin)
10. Josef Čapek (Maler und Schriftsteller, Bruder von Karel Čapek)
11. Zdeněk Fibich (Komponist)
12. Vítězslav Novák (Komponist)
13. Otakar Ostrčil (Komponist und Dirigent)
14. František Křižík (Erfinder und Elektrotechniker)
15. Jaroslav Heyrovský (Chemiker, Nobelpreisträger)
Die Grabstätten befinden sich im Ehrenbereich „Slavín“ sowie auf dem angrenzenden Friedhof bei der Kirche St. Peter und Paul. Einige Persönlichkeiten, wie Karel Čapek, sind nicht im zentralen Mausoleum, sondern in einzelnen Familiengräbern beigesetzt.
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Die Kasematten und der Gorlice-Saal
Die Kasematten und der Gorlice-Saal auf dem Vyšehrad zählen zu den eindrucksvollsten unterirdischen Anlagen Prags. Sie wurden im späten 17. Jahrhundert als Teil der barocken Festungsanlagen errichtet und dienten ursprünglich militärischen Zwecken.
Die Kasematten bestehen aus einem etwa einen Kilometer langen Netz von Gängen, die rund 2 Meter hoch und 1,5 Meter breit sind. Sie ermöglichten es, Truppen unbemerkt zu verlegen und boten Schutz bei Angriffen. Ein besonderer Abschnitt dieser Anlage ist der Gorlice-Saal, ein unterirdischer Raum mit einer Fläche von etwa 330 Quadratmetern und einer Höhe von 13 Metern. Ursprünglich diente er als Versammlungsort für Soldaten sowie als Lager für Waffen und Vorräte. Im 20. Jahrhundert wurde er zudem als Luftschutzbunker genutzt.
Heute beherbergt der Gorlice-Saal sechs originale Barockstatuen von der Karlsbrücke, darunter Darstellungen des heiligen Wenzel und des heiligen Johannes von Nepomuk. Diese wurden aus konservatorischen Gründen durch Kopien auf der Brücke ersetzt und hier sicher untergebracht.
Der Zugang zu den Kasematten erfolgt über das Tábor-Tor. Die Besichtigung ist gebührenpflichtig und bietet einen faszinierenden Einblick in die militärische Geschichte und die unterirdische Architektur des Vyšehrad.
Adresse und Route per Google-Maps:
V Pevnosti 159/5b, 128 00 Praha 2-Vyšehrad
Wegbeschreibung:
Man erreicht das Burggelände am Einfachsten über die Metrostation "Vyšehrad" (Linie C).
Route zum Vyšehrad per Google-Maps »
Öffnungszeiten (2025):
Basilika St. Peter und Paul
Sommerzeit (ca. April bis Oktober): 10:00 bis 18:00 Uhr
Winterzeit (ca. November bis März): 10:00 bis 16:00 Uhr oder 17:00 Uhr (je nach Jahr leicht variierend)
Kasematten und Gorlice-Saal
Führungen finden meist nur in der Sommersaison regelmäßig statt, oft von April bis Oktober, teilweise eingeschränkt oder pausiert im Winter. Exakte Zeiten variieren je nach Anbieter.
Vyšehrader Friedhof
Öffnungszeiten sind meist ganzjährig relativ konstant, z. B. 9:30 bis 18:00 Uhr, können aber an Feiertagen oder im Winter leicht abweichen.
Eintritt:
Hier sind die aktuellen Eintrittspreise für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf dem Vyšehrad in Prag (Stand 2025):
Vyšehrad (Gesamtgelände)
Zugang: Kostenlos
Hinweis: Das weitläufige Parkgelände, die Festungsmauern und die Aussichtspunkte sind frei zugänglich. 
Basilika St. Peter und Paul
Einzelkarte: 90 CZK
Familienkarte: 180 CZK (2 Erwachsene + 3 Kinder)
Hinweis: Während der Gottesdienste ist eine Besichtigung nicht möglich. ([Prague.org][1], [praha-vysehrad.cz][2])
Kasematten & Gorlice-Saal
Führung „Kasematten zum Gorlice-Saal:
Erwachsene: 190 CZK
Ermäßigt: 130 CZK
Familienkarte: 380 CZK (2 Erwachsene + 3 Kinder)
Kinder unter 6 Jahre: Kostenfrei
Hinweis: Der Zugang erfolgt nur im Rahmen geführter Touren.
Vyšehrader Friedhof
Eintritt: Kostenfrei