Die Barrandov-Terrassen
Die Anfänge
Als Vaclav M. Havel, der Vater des späteren Dissidenten, Dichters und Staatspräsidenten Vaclav Havel,1924 aus San Francisco zurückkehrte, war er begeistert von dem, was er da sah: Terrassenrestaurants mit Blick über dem Pazifischen Ozean. Den Ozean hatte man in Prag nicht, dafür aber am Hang des Habrová-Hügels einen malerischen Blick über die Moldau. So wurden Ende der 20er-Jahre in der Rekordzeit von 6 Monaten ein Ensemble von Gebäuden hochgezogen. Im Mittelpunkt stand ein Aussichtsrestaurant, für das der Architekt Max Urban verantwortlich war. In dem funktionalistischen Gebäude mit dem 15 Meter hohen weißen Turm war zudem ein luxuriöses französisches Restaurant mit einem herrlichen Blick durch eine verglaste Front und ein Café untergebracht. Im Jahre 1937 wurde hier dann noch die Trilobit-Bar eingerichtet, die vor allem von betuchten Gästen aufgesucht wurde, die nachts zu den Klängen eines Orchesters tanzten.
Mit dem Terrassenrestaurant wurden in dessen Nähe weitere Gebäude, Gärten und auch ein Schwimmbad fertiggestellt. Vor allem das Schwimmbad, das nach Plänen von Václav Kolátor 1930 eröffnet wurde, zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Es befand sich ca. 50 Meter unterhalb des Restaurants und war mit diesem neben einer Treppe auch über eine kleine Seilbahn verbunden. Das Becken mit seinen 6 Bahnen war 50 Meter lang und besaß einen 10 Meter hohen Sprungturm. Gefüllt wurde es mit Wasser aus der nahen Moldau, das zwar gefiltert, aber nicht beheizt wurde. Und da die Sonne nur in den Vormittagsstunden durch kam, konnte sich das Wasser auch im Hochsommer kaum erwärmen. Es war aber das erste reguläre Wettkampfbecken in der Tschechoslowakei und bei Wettkämpfen konnten in den umliegenden Tribünen bis zu 4.000 Zuschauer Platz finden.
Der britische Journalist Sydney Morell zeigte sich 1938 von dem Areal vollends begeistert:
„Die Tschechen haben in einem ehemaligen Steinbruch das schönste Restaurant Europas mit Schwimmbecken unter freiem Himmel gebaut.“
Das Ganze wurde zu einem großen Erfolg und auch von den Pragern begeistert aufgenommen. Allein an den ersten zwei Tagen nach der Eröffnung am 4. Oktober 1929 erschienen sage und schreibe 50.000 Menschen und selbst in Zeiten der Wirtschaftskrise verkaufte man im Restaurantbetrieb sonntags bis zu 3.000 Essen. Aus dem nahe gelegenem Barrandov-Filmstudio kamen regelmäßig Schauspieler und Regisseure vorbei.

Der Niedergang
Während der Besatzungszeit durch die deutsche Wehrmacht war das Restaurant ab 1939 nur noch den Besatzern zugänglich. Durch seine hohe Lage nutzte man die Barrandow-Terrassen auch als Flak-Stützpunkt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Areal von den Kommunisten verstaatlicht. Zwar gab es noch den Restaurantbetrieb, aber die Liegenschaften am Hang des Habrová-Hügels verkamen immer mehr. Als Erstes wurde darum im Jahre 1966 das Schwimmbad geschlossen. Ihm folgten 1982 die beliebte Trilobit-Bar. Im Jahr 1994 wurde auch die Gastronomie eingestellt, obwohl die Barrandov-Terrassen sowie das Schwimmbecken 1988 zum Kulturdenkmal erklärt wurden.

Nach der Wende
Nach der Samtenen Revolution ging der Besitz des Anwesens 1992 in die Hände der Brüder Ivan und Václav Havel über. Die Besitzrechte daran übertrugen sie ihren Ehefrauen. Die Frau von Václav Havel, Dagmar Havlova, kaufte daraufhin auch noch zu einem Großteil die Anteile von ihrer Schwägerin auf, die aber das ehemalige Schwimmbad behielt. Dagmar Havlovas übertrug den Besitz an ihre Firma „Barrandovské terasy“. Im Jahre 2003 übernahm dann Michalis Dzikos - ein Kaufmann aus Liberec mit griechischen Wurzeln - das Areal der Barrandov Terrassen.

Zum aktuellen Stand der Umbauten (2025)
Die beiden neuen Apartmentgebäude an den Barrandow-Terrassen sind fertiggestellt und bereits bezogen. Auch die Sanierung der Fassaden, Dächer und Außenanlagen des historischen Hauptgebäudes wurde abgeschlossen. Der Innenausbau, darunter Restaurant, Ausstellungsräume und der Turmzugang, ist noch nicht beendet. Ein Termin für die Eröffnung steht weiterhin nicht fest.
Adresse und Route per Google-Maps:
Barrandov, 152 00 Prag 5
Wegbeschreibung:
Am Besten fahren Sie mit der Straßenbahnlinie 5 vom Wenzelsplatz aus Richtung Holyně und steigen bei der Station Hlubočepy aus. Vor dort aus sind es noch ca. 600 Meter geradeaus zu den Barrandov-Terrassen.