Die Schwestern Kafkas

Elli Kafka

Elli Kafka wurde am 22. September 1889 geboren und war die älteste Schwester Kafkas. Ihre Schulausbildung bestand im Besuch einer Mädchenschule und einem privaten Fortbildungsinstitut für Mädchen später. Im Alter von 21 Jahren heiratete Elli den sechs Jahre älteren Handelsagenten Karl Hermann. Karl Hermann war ein umtriebiger und unternehmungslustiger Mann, der auch die Familie Kafka überredete in eine Asbestfabrik zu investieren, dass er zusammen mit Franz Kafka leiten sollte. Doch diese Unternehmung schlug fehl, wie er auch später wenig erfolgreich mit seinen Unternehmungen war, so dass die Familie seit der Weltwirtschaftskrise 1929 in finanzielle Bedrängnis geriet und Elli auf die Unterstützung der beiden anderen Schwestern angewiesen war, zumal nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1939.

Die Verbindung zu ihrem älteren Bruder Franz intensivierte sich erst nach der Heirat Ellis. Zumal in Erziehungsfragen tauschte sie sich intensiv mit Franz aus, auch verbrachte man noch ein Jahr vor seinem Tod einen gemeinsamen Urlaub in Müritz an der Ostsee.

Im Jahre 1941 wurde Elli Hermann zusammen mit ihrer Tochter in das Ghetto von Lodz transportiert, wo sie auf ihre Schwester Valli und deren Ehemann traf. Sehr wahrscheinlich wurde sie im darauffolgenden Jahr im deutschen Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) umgebracht.

Valli Kafka

Die zweite Schwester Valli wurde am 25. September 1890 geboren. Genauso wie Elli besuchte auch Valli eine Mädchenschule und anschließend ein privates Fortbildungsinstitut für Mädchen. Sie heiratete am 12. Januar 1913 den kaufmännischen Angestellten Josef Pollak. Im gleichen Jahr kam ihre erste Tochter Marianne (1913-2000) zur Welt und im Jahr darauf die zweite Tochter Lotte (1914-1931).

Über das Verhältnis zu ihrem Bruder Franz ist wenig bekannt, zu ihrem Vater hatte die anpassungsfähige und ruhige Valli wohl das beste Verhältnis.

Auch Valli und Josef Pollak wurden 1941 in das Ghetto von Lodz deportiert. Dort trafen sie, wie oben erwähnt, auch auf Elli und deren Tochter. Auch Valli Pollak wurde 1942 im Vernichtungslager Chelmno (Kulmbach) umgebracht.

Ottla Kafka

Zu Ottlas Leben wissen wir weit mehr als zu den anderen beiden Schwestern. Der Grund ist einfach: sie war Franz Kafka Lieblingsschwester und zeitweilig sehr vertraut mit ihm. Deshalb nahmen ihre Aktivitäten auch ausführlich Raum im Tagebuch und in den Briefen ein.

Ottla Kafka wurde am 29. Oktober1892 geboren und besuchte, wie ihre Schwestern auch, die deutsche Mädchenschule und ein privates Mädchenfortbildungsinstitut. Als einzige der drei Töchter arbeitete sie im Geschäft des Vaters mit. Sie war auch gesellschaftspolitisch viel interessierter als ihre Schwestern und trat dem "Klub jüdischer Frauen und Mädchen" in Prag bei, der zionistisch ausgerichtet war und von Nelly Thieberger, eine Freundin Franz Kafkas, mitbegründet wurde. In diesen Jahren träumte Ottla auch davon nach Palästina auszuwandern. Darum dachte sie auch ernsthaft daran eine landwirtschaftliche Ausbildung zu absolvieren. Da traf es sich gut, dass während des ersten Weltkriegs in der Familie ihres Schwagers Karl Hermann, des Mannes von Elli, ein kleines Gut in Zürau frei wurde, das ziemlich heruntergekommen war. Mit Unterstützung ihres Bruders setzte sie sich gegen die heftigen Widerstände ihres Vaters durch und bewirtschaftete das Zürauer Gut von September 1917 bis April 1918. Ab November 1918 besuchte sie eine landwirtschaftliche Schule in Friedland, fand aber nach der erfolgreichen Absolvierung keine Anstellung in Prag.

Der Dauerkonflikt mit ihrem Vater fand auch bei ihrer Partnerwahl neue Nahrung. Sie lernte den tschechischen Katholiken Josef David kennen, einem Arbeitskollegen von Franz Kafka. Sie verheimlichte zu Anfang diese Beziehung vor ihren Eltern und erfuhr eine heftige Ablehnung vor allem von Seiten des Vaters als sie die Heirat mit ihm verkündete. Sie setzte sich dennoch durch und heiratete Josef David am 15. Juli 1920. In den Jahren darauf gebahr sie zwei Töchter, Vera (1921) und Helene (1923), an deren Entwicklung ihr Bruder in seinen letzten Lebensjahren noch regen Anteil nahm. Die Ehe verlief aber nicht glücklich und wurde während der Nazizeit, im Jahre 1942 geschieden. Damit verlor Ottla aber den Schutz vor Verfolgung und wurde kurz darauf nach Theresienstadt deportiert. Dort arbeitete sie in einem Säuglingsheim und fuhr als freiwillige Hilfskraft mit einer Gruppe von Kindern im Oktober 1943 nach Ausschwitz mit. Dort wurde sie kurze Zeit darauf ermordet. Ihre Töchter überlebten den Holocaust bei einem Freund und Bewunderer Kafkas.


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