Familie und Freunde Franz Kafkas

Die Situation in Prag um die Jahrhundertwende

Franz Kafka gehörte als deutschsprachiger Jude in zweifacher Hinsicht einer Minderheit an. So sprachen unter den 450.000 Einwohnern Prags um die Jahrhundertwende nur noch 34.000 deutsch. Doch prekärer als diese sprachliche Ghettoisierung war die Stellung der Juden als Prellbock innerhalb des gärenden Nationalitätenkonflikts in Böhmen. Die böhmischen Juden wurden von beiden Seiten, den Deutschen wie den Tschechen, beschuldigt, gemeinsame Sache mit dem jeweils verhassten Rivalen zu machen. Als treibende Kräfte des Industriezeitalters waren sie auf der einen Seite oft Handelspartner der Deutschen, die ihrerseits ihre gesellschaftliche und ökonomische Vormachtsstellung gegen die Forderungen des aufstrebenden tschechischen Nationalismus zu verteidigen suchten und auf der anderen Seite die historisch gewachsenen Handelsverbindungen und Mobilität der Juden im Interesse der Habsburger Monarchie auszunützen suchten. Aber im Alltag hatte man vor allem Umgang mit der tschechischen Bevölkerung.

Somit war den Juden das Auskommen mit beiden Bevölkerungsgruppen eine Grundvoraussetzung für die eigene Existenz. Doch dieser Zwang zur Anpassung wurde ihnen in der aufgeheizten Stimmung der Jahrhundertwende von beiden Seiten übel beleumdet und war in Krisenzeiten zumeist ein hoffnungsloses Unterfangen.


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Grafik Vater - Sohn

Das Verhältnis Franz Kafkas zu seinem Vater

Das äußerst komplexe Vater-Sohn-Verhältnis war nicht nur ein Problem Kafkas, sondern das einer ganzen Generation. Aber kaum ein Autor seiner Zeit hat wohl diese Problematik tiefgehender analysiert wie Franz Kafka.

Bild Hermann Kafka 1913

Hermann Kafka - Kafka in Prag

Hermann Kafka wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf dem Land auf, eröffnete aber mit Hilfe seiner Frau Julie ein Galanteriewarengeschäft in Prag, das er mit Erfolg betrieb. Zu seinen Kindern hatte er ein distanziertes Verhältnis.

Bild Julie Kafka 1913

Die Mutter Julie Kafka - Kafka in Prag

Die Mutter Julie Kafka stammte von einer wohlhabenden Familie ab. Sie lernte über einen Heiratsvermittler ihren Mann kennen und arbeitete später viel im Geschäft mit. In der Familie war sie immer auf einen Ausgleich zwischen dem aufbrausenden Ehemann und den Kindern bedacht.

Die Schwestern Kafkas - Kafka in Prag

Franz Kafka hat zu seinen Schwestern ein gutes Verhältnis gehabt. Besonders die Jüngste, Ottla, war zeit seines Lebens eine enge Vertraute und Seelenverwandte.

Bild Max Brod 1914

Max Brod - Der lebenslange Freund Kafkas

Max Brod, 1884 in Prag als Sohn eines Bankdirektors geboren, war zeitlebens der engste Freund Kafkas und sein späterer Nachlassverwalter. Der überzeugte Zionist war selber ein bekannter Schriftsteller und lebte nach seiner Flucht vor den Nazis aus Prag als Dramaturg und freier Autor in Tel Aviv.

Bild Jizchak Löwy

Jizchak Löwy und das jiddische Theater

Jizchak Löwy, 1882 in Warschau geboren, entstammte einer wohlhabenden chassidischen Familie und verdiente als Schauspieler und Rezitator sein Geld. Kafka lernte Löwy bei einem Gastauftritt einer jiddischen Schauspieltruppe in Prag kennen und war zeitweilig eng mit ihm befreundet.

Bild Oskar Baum

Oskar Baum - Musikkritiker und Schriftsteller

Der in seiner Kindheit erblindete Baum arbeitete erst als Organist und Musiklehrer, verlegte sich später auf das Schreiben von Romanen und arbeitete auch erfolgreich als Musikkritiker bei der Zeitung. In seiner Wohnung fanden die meisten Treffen des "Prager Kreises" statt.

Platzhalter-Bild für Robert Klopstock

Robert Klopstock - Kafkas letzter Freund

Der als Student an TBC erkrankte Klopstock lernte Kafka 1922 in einem Erholunssanatorium kennen und war in den letzten Jahren ein enger Freund Kafkas und begleitete ihn auch in seinen Tod 1924. Nach seiner Emigration in die USA arbeitete Klopstock ein erfolgreicher Lungenspezialist.