Die Hussitenkriege (1419–1436)

Die Hussitischen Kriege waren eine Reihe von Auseinandersetzungen, die in Böhmen und auch in Prag nach der Hinrichtung des Reformators Jan Hus ausbrachen. Dabei entflammten die Konflikte zwischen den Anhängern von Hus, die als Hussiten bekannt wurden, und den katholischen Kräften des Heiligen Römischen Reichs. Die Hussiten, die eine tiefgreifende Kirchenreform anstrebten, teilten sich in gemäßigte Utraquisten und radikale Taboriten.

Der Beginn der Kriege wurde durch den Ersten Prager Fenstersturz 1419 markiert, bei dem Hussiten Ratsmitglieder aus einem Fenster warfen – ein Symbol für die Ablehnung des bestehenden kirchlichen Systems. Dieser Vorfall löste Aufstände im gesamten Königreich Böhmen aus. Jan Žižka, ein erfahrener Militärführer, übernahm bald die Führung der hussitischen Truppen und entwickelte die Wagenburg-Taktik, bei der Wagen als mobile Verteidigungsstellungen eingesetzt wurden. Diese Taktik bewährte sich erstmals in der Schlacht bei Sudoměř 1420, wo die zahlenmäßig unterlegenen Hussiten einen wichtigen Sieg errangen.

Im selben Jahr führte der römisch-deutsche König Sigismund, der Bruder des verstorbenen böhmischen Königs Wenzel IV., einen Kreuzzug gegen die Hussiten und belagerte Prag. Jan Žižka verteidigte die Stadt erfolgreich, wobei er den entscheidenden Sieg auf dem Vítkov-Berg errang und die Belagerung beendete. Sigismund, der Böhmen und das Heilige Römische Reich unter Kontrolle bringen wollte, musste sich vorerst zurückziehen. 

In den folgenden Jahren (1421–1427) unternahmen päpstliche und kaiserliche Kräfte mehrere Kreuzzüge gegen Böhmen, um die hussitische Bewegung zu zerschlagen. Die Hussiten, inzwischen unter verschiedenen Anführern, wehrten jedoch jeden dieser Kreuzzüge erfolgreich ab. In der Schlacht bei Ústí nad Labem (1426) konnten sie erneut eine große katholische Armee besiegen und ihre militärische Stärke unter Beweis stellen.

Nach Žižkas Tod 1424 (er starb an einer Pestinfektion) übernahm Prokop der Große die Führung der Taboriten und setzte die hussitische Offensive fort. Doch innere Spannungen zwischen den moderaten Utraquisten und den radikalen Taboriten führten schließlich zum Konflikt innerhalb der hussitischen Bewegung selbst. Diese Spaltung gipfelte 1434 in der Schlacht bei Lipany, bei der die Utraquisten in Allianz mit katholischen Adligen die Taboriten besiegten und damit die radikalen Strömungen der Bewegung beendeten.

Der Konflikt wurde offiziell 1436 mit den Basler Kompaktaten beigelegt, einem Abkommen, das den Utraquisten in Böhmen gewisse religiöse Zugeständnisse machte. Diese Vereinbarungen schufen eine Teilautonomie für die tschechische Kirche und markierten das Ende der Hussitischen Kriege. Der Geist der Bewegung und ihre Forderungen nach kirchlicher Reform lebten jedoch weiter und beeinflussten spätere Bewegungen wie die Reformation in Europa tiefgreifend.