Max Brod - Der lebenslange Freund
Kurze Biographie
Max Brod wurde am 27.05.1884 als Sohn eines Prager Bankdirektors geboren. Nach Absolvierung des Stefansgymnasiums, nahm er das Jurastudium an der Prager Karls-Universität auf. Während der Studienzeit lernte er am 23. Oktober 1902 Franz Kafka in der "Lese- und Redehalle der deutsche Studenten" kennen. Max Brod hielt dort einen Vortrag über Schopenhauer. Auf dem Nachhauseweg sprach ihn Franz Kafka an:
Nach diesem Vortrag begleitete mich Kafka, der um ein Jahr Ältere, nach Hause. - Er pflegte an allen Sitzungen teilzunehmen, doch hatten wir einander bis dahin kaum beachtet. Es wäre auch schwer gewesen, ihn zu bemerken, der so selten das Wort ergriff und dessen äußeres Wesen überhaupt eine tiefe Unauffälligkeit war, - sogar seine eleganten, meist dunkelblauen Anzüge waren unauffällig und zurückhaltend wie er. Damals aber scheint ihn etwas an mir angezogen zu haben, er war aufgeschlossener als sonst, allerdings fing das endlose Heim-Begleitgespräch mit starkem Widerspruch gegen meine allzu groben Formulierungen an.
Zwar sahen sich Brod und Kafka fortan häufiger, doch intensivierte sich ihre Freundschaft erst um 1908, nach dem Tod von Max Brods bestem Freund Max Bäuml. Nach der erfolgreichen Promotion 1907 erhielt Max Brod nach einigen Umwegen eine Anstellung bei der Prager Postdirektion. Ähnlich wie bei Franz Kafka lockten ihn hier vor allem die kürzeren Arbeitszeiten, die ihm noch ausreichend Zeit ließen um sich seinen literarischen Projekten zu widmen. Doch im Gegensatz zu Kafka wurde Brod schnell zu einem erfolgreichen Schriftsteller. Rasch stieg Brod zu einer wichtigen Figur auf, die über den Prager Dunstkreis hinaus Kontakte pflegte und Projekte befreundeter Kollegen förderte. Der "Poeta doctus" (J. Urzidil) trug wesentlich dazu bei, dass Jaroslav Haseks "Schwejk" auf Berliner Bühnen gespielt und damit auch populär wurde. Auch die Opern Janaceks sind auf seine Initiative hin in europäischen Opernhäusern aufgeführt worden. Nicht zuletzt wurde er zum entscheidenden Förderer und Mentor der Werke Kafkas. Immer wieder versuchte er den zweifelnden Kafka in seinen literarischen Bestrebungen zu unterstützen. Es ist wahrscheinlich Brod zu verdanken, dass Kafka anfing ein Tagebuch zu führen. Zwar verabredete man auch gemeinsame literarische Projekte, doch die waren aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweise der beiden Autoren nicht durchführbar. Nach seiner Heirat mit Elsa Taussig im Jahre 1913 blieb Brod zwar weiterhin der engste Vertraute Kafkas, der ihm auch in seinen Lebenskrisen immer wieder beistand, dennoch kühlte sich das Verhältnis beider Freunde bis zum Tod Kafkas merklich ab.
Als sich die Tschechoslowakei nach dem Krieg konstituierte, wurde Brod kurzfristig Vizepräsident des Jüdischen Nationalrates. Nachdem Brod den Postdienst aufgab, arbeitete er als Kunstkritiker und freier Autor. Nach dem frühen Tod seines verehrten Freundes im Jahre 1924, den er schon zu Zeiten als Kafka noch keine Zeile veröffentlich hatte "als größten Dichter unserer Zeit" bezeichnete, wurde Brod zu seinem Nachlassverwalter bestimmt. Die wirklich als kafkaesk zu bezeichnende Crux bestand sicherlich darin, den größten Bewunderer dieser Werke mit der testamentarisch verfügten Vernichtung zu betrauen. Brod macht nie ein Hehl daraus, dieses Anliegen Kafkas zu ignorieren. Bereits 1925-1927 begann er mit der Veröffentlichung der Romanfragmente Kafkas, der in den dreißiger Jahren eine sechsbändige Werkausgabe und eine Biographie Kafkas folgte.
Da Max Brod sich unter dem Einfluss Martin Bubers früh dem Zionismus zuwandte, war es naheliegend, dass er im Jahre 1939 nach Palästina emigrierte. In Tel Aviv arbeitete und lebte Max Brod bis zu seinem Tod im Jahre 1968 als freier Autor und Dramaturg am Nationaltheater Habimah.