Jan Hus - Ein Theologe und Rebell aus Böhmen

Jan Hus, geboren um 1370 in Husinec (Südböhmen), war einer der einflussreichsten Denker und Reformer seiner Zeit und ein Vorreiter der tschechischen Reformation. Er studierte an der renommierten Karls-Universität in Prag, wo er 1396 den Grad des Magisters erlangte. Bald darauf begann er selbst als Professor für Theologie zu unterrichten. 1409 wurde Hus zum Rektor der Karls-Universität gewählt und setzte sich in dieser Position energisch für eine tschechische Reformbewegung ein. Dabei unterstützte er das „Kuttenberger Dekret“ von 1409, das den Einfluss der deutschen Professoren und Studenten an der Universität beschränkte und tschechischen Gelehrten größere Mitsprache einräumte.

Hus war tief beeindruckt von den Schriften des englischen Reformators John Wyclif, dessen Ideen er nach Böhmen brachte. Er kritisierte in seinen Predigten den moralischen Verfall des Klerus, die Praktiken des Ablasshandels und die allgemeine Korruption in der Kirche. Die meisten seiner Predigten hielt er in der Bethlehemskapelle in der Prager Altstadt, wo er seit 1402 als Prediger tätig war. Die Bethlehemskapelle war ein wichtiger Ort für Hus’ Lehren, da hier auf Tschechisch gepredigt wurde, was ihm erlaubte, eine breite Bevölkerungsschicht zu erreichen. 

Seine Botschaft von einer Kirche, die sich stärker auf die Bibel und die christlichen Grundsätze besinnt, fand großen Anklang bei vielen Menschen in Böhmen, insbesondere in Prag. Diese Kritik an der Kirche führte jedoch zu Konflikten mit dem Prager Erzbischof Zbyněk Zajíc von Hasenburg, der Wyclifs Schriften verurteilte und Hus schließlich 1412 exkommunizierte. Dennoch setzte Hus seine Predigttätigkeit fort und zog sich nach seiner Exkommunikation aus Prag zurück, um dem Kirchenbann zu entgehen.

1414 wurde Hus vor das Konzil von Konstanz geladen, um seine Ansichten zu verteidigen. Trotz einer Zusicherung auf freies Geleit durch König Sigismund von Luxemburg wurde er dort verhaftet und im folgenden Jahr wegen Ketzerei verurteilt. Seine Ablehnung, seine Lehren zu widerrufen, führte am 6. Juli 1415 zu seiner Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen. Hus wurde in Konstanz verbrannt, doch sein Tod machte ihn zum Märtyrer und inspirierte die Hussitenbewegung, die sich in den folgenden Jahren radikalisierte und schließlich in die Hussitischen Kriege mündete.

Hus hinterließ ein bedeutendes theologisches Werk, das neben seinen Predigten und Schriften über Reformen auch Grundtexte in der tschechischen Sprache umfasst, die einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der tschechischen Schriftsprache leisteten.

Siehe auch: Das Jan-Hus-Denkmal »