Jan Palach und Jan Zajíc – Der stille Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings

Die Selbstverbrennung von Jan Palach am 16. Januar 1969 auf dem Wenzelsplatz in Prag markiert einen der eindrucksvollsten Akte des politischen Protests in der tschechischen Geschichte. Nur wenige Wochen später folgte ihm Jan Zajíc. Beide jungen Männer richteten ihre Taten gegen die Resignation nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 durch Truppen des Warschauer Pakts.

Wer war Jan Palach?

Jan Palach wurde am 11. August 1948 in Všetaty geboren und war Student der Philosophie und Geschichte an der Prager Karls-Universität. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch sowjetische Truppen am 21. August 1968 stellte sich eine Phase politischer Lähmung ein. Viele Tschechoslowaken zogen sich aus Protest oder Angst ins Private zurück. Palach wollte ein Zeichen gegen diese Passivität setzen.

Am 16. Januar 1969 übergoss er sich auf dem oberen Teil des Wenzelsplatzes mit Benzin und zündete sich selbst an. Er starb drei Tage später an seinen Verletzungen. In einem Abschiedsbrief erklärte er, dass er im Namen einer „Fackel Nummer 1“ gehandelt habe, um die Bevölkerung aufzurütteln und Forderungen durchzusetzen – darunter die Abschaffung der Zensur und das Verbot der Verbreitung der kommunistischen Zeitung Zprávy.

Die Reaktion auf Palachs Tod

Jan Palachs Tod löste landesweit große Betroffenheit aus. Am 25. Januar 1969 wurde er unter großer öffentlicher Anteilnahme auf dem Prager Olsany-Friedhof beigesetzt. Tausende Menschen nahmen an der Trauerfeier teil, trotz starker staatlicher Überwachung. Die Proteststimmung, die sein Tod entfesselte, wurde als „Palach-Woche“ bekannt. Der Staat reagierte mit zunehmender Repression.

Jan Zajíc – „Fackel Nummer 2“

Am 25. Februar 1969 – dem Jahrestag der kommunistischen Machtübernahme 1948 – wählte der 18-jährige Schüler Jan Zajíc denselben Weg. Er entzündete sich im Durchgang des Hauses Nr. 39 an der Wenzelsstraße, wenige Meter vom Ort von Palachs Tat entfernt. Im Gegensatz zu Palach starb Zajíc noch am selben Tag.

Auch Zajíc hinterließ Briefe, in denen er sein Handeln als bewusste Fortsetzung des Protests von Jan Palach bezeichnete. Er bat darum, dass sein Tod nicht als Verzweiflungstat, sondern als moralischer Aufruf zum Handeln verstanden werde.

Politische Bedeutung und Gedenken

Die kommunistische Regierung versuchte, beide Ereignisse zu verdrängen. Palachs Grab wurde 1973 heimlich aufgelöst, um eine Kultstätte zu verhindern. Erst nach dem Fall des kommunistischen Regimes 1989 wurde beiden offiziell gedacht.

Heute erinnert ein Denkmal am Wenzelsplatz – direkt unterhalb der Reiterstatue des Heiligen Wenzel – an Jan Palach und Jan Zajíc. Auch das Nationalmuseum zeigt in seiner Dauerausstellung Dokumente über die beiden Protestierenden. Ihre Namen stehen für den gewaltlosen Widerstand und das moralische Gewissen der Tschechischen Republik.

Bildnachweis Gedenkstein:

Jacoboer88 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Gedenkorte in Prag

  • Wenzelsplatz (Václavské náměstí) – Ort der Selbstverbrennungen, Denkmal mit bronzenem Kreuz.
  • Karls-Universität, Philosophische Fakultät – Jan Palachs Studienort, heute mit Gedenktafel.
  • Nationalmuseum – zeigt regelmäßig Ausstellungsstücke zu Palach und Zajíc.
  • Olsany-Friedhof – Grabstätte von Jan Palach.