Die St.-Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite
Kurzinfos vom Prag-Guide
- Die St.-Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite zählt zu den schönsten Barockkirchen Mitteleuropas.
- Die Grundsteinlegung erfolgte 1679 und beendet wurde der Bau mit der Errichtung des 79 Meter hohen Glockenturms im Jahre 1756.
- Die Bauleitung hatten vor allem mehrere Generationen der Baumeister-Familien Lurago und Dientzenhofer inne. Unter Ignaz Kilian Dietzenhofer wurde die Kirche fertiggestellt.
- Auch am grandiosen Innenbereich waren mehrere Generationen bedeutender Künstler beteiligt.
- Das Deckenfresko über dem Hauptschiff von Lukas Kraker, das Szenen aus dem Leben des heiligen Nikolaus darstellt, zählt mit seinen 1500 m2 zu den europaweit größten Deckengemälden.
- Ebenso künstlerisch bedeutend ist das Kuppelfresko von Franz Xaver Palko, das die himmlische Glorie und das Weltgericht zum Thema hat.
- Auf der Kirchenorgel von 1745 spielte schon Wolfgang Amadeus Mozart.
Adresse und Route per Google-Maps:
Malostranské nám., 118 00 Malá Strana
Wegbeschreibung:
Von der Karlsbrücke kommend, durchquert man die Kleinseitner Brückentürme und folgt der Straße bis zum Malostranské náměstí. Dort befindet sich die St.-Nikolaus-Kirche. Sie können auch mit der Buslinie 192 bis zur Station "Malostranské náměstí" fahren.
Route zur St.-Nikolauskirche auf der Kleinseite per Google-Maps »
Mein Tipp: Ticket für den Glockenturm
Genießen Sie einen grandiosen Ausblick vom Glockenturm aus über die malerische Kleinseite!
Doch bitte beachten: Die 215 Stufen zur Aussichtsgalerie müssen zu Fuß bewältigt werden.
Impressionen vom der St.-Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite
Zur Baugeschichte
Nein, besonders heimelig wird einem heutzutage mit Sicherheit nicht, wenn man den Malostranské náměstí, den Hauptplatz der Kleinseite, betritt: Autos rattern nahezu pausenlos auf den mit Kopfstein gepflasterten Straßen an einem vorüber und auf die in kurzen Abständen an- wie abfahrenden Straßenbahnen muss man beim Überqueren der Straßen auch ein wachsames Auge haben. Bis man dann vor dem Haupteingang der Kirche steht, darf man sich zudem noch durch einige Reihen geparkter Autos hindurchschlängeln. Doch das nimmt man gerne in Kauf um einen der schönsten Barockbauten Mitteleuropas zu besichtigen an dem drei Generationen der besten zeitgenössischen Architekten und Baumeister mitwirkten. Noch im aktuellen "Baedeker" gerät der Verfasser ins Schwärmen:
Barockliebhaber kommen in Prag ja wahrlich ins Schwärmen. Aber sie waren nicht wirklich in Prag, wenn sie nicht in dieser Kirche waren.
Dabei sah es in früheren Zeiten hier noch anders aus. An der Stelle der heutigen St.-Nikolaus-Kirche standen im 17. Jahrhundert noch eine Vorgängerbau gleichen Namens, eine weitere Kirche, ein kleiner Friedhof, ein Pfarrhaus, ein ehemaliges Rathaus, eine Schule sowie eine Reihe von Bürgerhäusern. Nach dem Sieg der Habsburger über die böhmischen Stände zu Anfang des Dreißigjährigen Kriegs kauften Jesuiten das Areal auf. Zuerst hielten sich deren Umbauten im Rahmen, doch 1653 drängten sie zu einer kompletten Neugestaltung des Geländes. Der Kleinseitner Magistrat leistete zwar Widerstand gegen die Pläne, die ihrer Meinung nach nicht in das Städtebild passten, doch 1673 wurde der Grundstein für den Kirchenneubau gelegt.
Nachdem der ursprünglich beauftragte Orsi de Orsini 1679 verstarb, übernahm Carlo Lurago die Bauleitung und stellte, bei leicht veränderter Konzeption, erst den Osttrakt und später noch den Nord- und Westtrakt fertig. Allerdings stockten die Arbeiten nun und wurden erst 1703 wieder durch Christian Dientzenhofer aufgenommen. Er stellte das Hauptschiff dann mit Seitenkapellen, Galerien und Gewölbe komplett fertig. Nach seinem Tode im Jahre 1722 übernahm sein Sohn Ignaz Kilian die Nachfolge, der den Chor mit der 75 Meter hohen Kuppel errichten ließ. Beendet wurde der Bau 1756 durch die Bau des 79 Meter hohen Glockenturms, der von Anselmo Lurago konzipiert wurde, einem weiteren Mitglied der italienischen Baumeister-Familie aus Como.
Der Innenbereich
Auch der Innenbereich bietet grandiosen Barock in Vollendung und auch hier waren, wie schon beim Außenbereich, drei Generationen von bedeutenden Künstlern beteiligt. Der Hauptteil, das Kirchenschiff, stammt noch von Christoph Dientzenhofer, dessen Konzeption aber leichte Veränderungen erfuhr um dem raumgreifenden Deckenfresko Platz zu schaffen. Die Chorpartie wurde von seinem Sohn verwirklicht, dessen lichtdurchflutete und grandiose Kuppel eine beachtliche Weite von 75 Metern einnimmt und deren Eingliederung innerhalb der Gesamtkomposition eine Meisterleistung darstellt.
Bei der Innenausstattung zählt das Deckenfresko über dem Hauptschiff mit einer Fläche von 1500 m2 zu den europaweit größten Deckengemälden. Erschaffen wurde es zwischen 1760 und 1761 von Lukas Kraker (1717-1779), einem in Wien geborenen Maler des Spätbarocks. Die Auftragsvergabe an ihn stieß dabei auf Vorbehalte der Prager Malerzunft. Das Gemälde stellt Szenen aus dem Leben des heiligen Nikolaus nach, wobei es sich bei der Gestalt des Nikolaus um den Bischof von Myra handelt, der im 4. Jahrhundert in Kleinasien lebte. Übrigens können detektivisch veranlagte Besucher innerhalb des Gemäldes einen Mönch suchen, der sich hinter einer Säule versteckt. Die Szene geht auf den Wunsch des Künstlers zurück keinen Blick vor der Vollendung auf das entstehende Werk zu werfen. Ein allzu neugieriger Mönch hielt sich nicht daran, wurde von Kraker entdeckt, der die Szene darauf kurzerhand in dem Gemälde verewigte.
Künstlerisch bedeutend ist auch das Kuppelfresko von Franz Xaver Palko (1724-1767) aus den Jahren 1753 bis 1754. In ihm wird die himmlische Glorie und das Weltgericht dargestellt, umgeben von den Kirchenvätern und den Aposteln. Zusammen mit Joseph Hager gestaltete er auch die Wandmalereien des Chors.
Die Kirchenorgel stammt aus dem Jahre 1745 stammt von Thomas Schwarz. Sie besitzt ca. 4000 Pfeifen, deren längste bis zu 6 Meter lang sind. Auf dieser Orgel spielte schon Wolfgang Amadeus Mozart. Auch heute noch finden in der Kirche Orgelkonzerte statt.
Horchposten im Kalten Krieg
Während heutzutage Prag-Besucher den großartigen Rundblick des begehbaren Glockenturms genießen können, diente er während des Kalten Krieges einem ganz anderen Zweck: Die tschechische Geheimpolizei hat die Höhe des Turms genutzt um mit Peilsendern und Feldstechern die umliegenden westlichen Botschaftsgebäude auszuspionieren. Davon zeugt heute noch ein Urinal, das dem menschlichen Bedürfnissen der "Spione" diente und das man heute noch auf dem Weg nach oben sehen kann.
Öffnungszeiten:
November – März: täglich von 09.30 – 16.00 Uhr
April – Oktober: täglich von 09.00 – 17.00 Uhr