Denkmäler und Statuen der Altstadt
Das Herz Prags schlägt am Altstädter Ring, und seine Arterien sind von Kunst gesäumt. In diesem historischen Zentrum, wo Könige gekrönt und Geschichte geschrieben wurde, erzählen Denkmäler von nationaler Identität, religiösen Reformen und tiefen Tragödien. Doch die Altstadt ist kein reines Museum; zwischen gotischen Fassaden und barockem Pomp blitzt immer wieder zeitgenössische Kunst auf. Entdecken Sie, wie sich hier das monumentale Jan-Hus-Denkmal gegen subtile Mahnmale behauptet und wie moderne Künstler wie David Černý und Anna Chromý die alten Legenden auf ihre ganz eigene Weise neu interpretieren.
Historische Denkmäler
Karl IV. Denkmal von Ernst Julius Hähnel (1848)
Křižovnické náměstí, 110 00 Praha 1
Dieses monumentale neugotische Denkmal ehrt Karl IV., den Gründer der Prager Universität und der Karlsbrücke. Die Statue zeigt den Kaiser in majestätischer Haltung, umgeben von allegorischen Figuren, die die vier Fakultäten der Universität repräsentieren. Das Denkmal wurde anlässlich des 500. Gründungsjubiläums der Universität errichtet und steht prominent am Eingang zur Karlsbrücke. Es ist ein Hauptwerk der romantischen Bildhauerei des 19. Jahrhunderts und ein Symbol für Prags goldenes Zeitalter.
Jan-Hus-Denkmal von Ladislav Šaloun (1915)
Staroměstské náměstí, 110 00 Praha 1
Dieses monumentale Jugendstil-Denkmal dominiert den Altstädter Ring und ehrt den böhmischen Reformator Jan Hus. Es stellt Hus als Symbol für geistige Souveränität und moralische Stärke dar, umgeben von siegreichen hussitischen Kriegern und Vertriebenen. Die Enthüllung am 500. Jahrestag seines Todes auf dem Scheiterhaufen war ein starkes Zeichen des tschechischen Nationalbewusstseins. Die Inschrift "Die Wahrheit siegt" wurde zu einem zentralen Motto der tschechoslowakischen und später tschechischen Republik.

Mariensäule von Petr Váňa (2020)
Staroměstské náměstí, 110 00 Praha 1
Diese Säule ist eine detailgetreue Rekonstruktion der barocken Mariensäule von 1650, die 1918 als Symbol der Habsburgermonarchie zerstört wurde. Die Neuerrichtung war Gegenstand jahrzehntelanger Debatten und symbolisiert für viele einen Akt der Versöhnung mit der eigenen Geschichte. Die Sandsteinsäule wird von einer vergoldeten Statue der Jungfrau Maria gekrönt und dient wieder als Gnomon einer Sonnenuhr. Sie steht als ein Monument des Friedens und des Schutzes für das Land.

Jugendstil-Figuren am Haus "U Červené lišky" von Richard Luksch (1901-1902)
Kaprova 15/11, 110 00 Praha 1
Dieses Gebäude ist ein exzellentes Beispiel für die Anwendung von Bauplastik im Jugendstil. Die reichen Fassadendekorationen stammen vom bedeutenden Bildhauer Richard Luksch, einem Mitglied der Wiener Secessionsgruppe um Gustav Klimt. Besonders markant sind die allegorischen Figuren, die sich harmonisch in die von den Architekten Bohumil und Josef Hrabě entworfene Fassade einfügen. Lukschs Werk hier ist ein Beleg für den engen künstlerischen Austausch zwischen Wien und Prag zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Moderne & zeitgenössische Skulpturen

Der hängende Mann (Viselec) von David Černý (1996)
Husova, 110 00 Praha 1
Hoch über der Husova-Straße hängt eine lebensgroße Skulptur von Sigmund Freud, der sich mit einer Hand an einem Balken festhält. Das Werk spielt mit der Angst vor dem Tod und der Frage nach der Rolle des Intellektuellen im 20. Jahrhundert. Die verblüffend realistische Darstellung hat bereits mehrfach für Verwirrung und Notrufe besorgter Passanten gesorgt. Černýs Skulptur ist ein typisches Beispiel für seinen provokanten und humorvollen Stil, der den öffentlichen Raum unerwartet in Frage stellt.

Statue "Il Commendatore" / Mantel des Gewissens von Anna Chromý (2000)
Vor dem Ständetheater, Železná, 110 00 Praha 1
Diese eindringliche Bronzeskulptur stellt eine leere, verhüllte Gestalt dar und ist von Mozarts Oper "Don Giovanni" inspiriert, die im Ständetheater uraufgeführt wurde. Sie symbolisiert das "Nichts", dem der Protagonist am Ende gegenübersteht, aber auch universelle Themen wie Gewissen, Reue und Vergänglichkeit. Die hohle Form lädt den Betrachter ein, sich gedanklich selbst in den Mantel zu stellen und über das eigene Handeln zu reflektieren. Das Werk ist Teil eines größeren Zyklus der Künstlerin zum selben Thema.

Denkmal für Jan Palach von John Hejduk & Miroslava Baše (2016)
Alšovo nábřeží, 110 00 Praha 1
Dieses zweiteilige Mahnmal ehrt den Studenten Jan Palach, der sich 1969 aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst verbrannte. Es besteht aus zwei stählernen, rostigen Stelen, aus deren Spitzen Flammenzungen schlagen, die im Inneren beleuchtet werden. Das "Haus des Sohnes" und das "Haus der Mutter" symbolisieren das Opfer und den Schmerz der Hinterbliebenen. Das minimalistische, aber emotional aufrüttelnde Werk befindet sich an dem Ort, an dem Palachs Trauerzug vorbeizog.
Bildnachweis: Tadeáš Gregor, commons.wikimedia.org/w/index.php
Statue von Franz Kafka von Jaroslav Róna (2003)
Dušní, 110 00 Praha 1
Diese unkonventionelle Bronzeskulptur ist von Kafkas Erzählung "Beschreibung eines Kampfes" inspiriert. Sie zeigt den Schriftsteller auf den Schultern eines riesigen, kopflosen Anzugs, der durch die Straßen schreitet. Das Denkmal fängt die Absurdität, Entfremdung und das Gefühl des Getragenseins durch unbekannte Kräfte ein, die für Kafkas Werk so typisch sind. Es ist ein intellektuelles und surreales Denkmal, das sich von klassischen Porträts deutlich abhebt.