Der Prager Kubismus – von der Malerei zur Architektur

Prag ist weltweit die einzige Stadt, in der der Kubismus nicht nur in der Malerei, sondern auch in einzigartigen Bauwerken verwirklicht wurde – und diese prägen bis heute das Stadtbild.

Der Begriff „Kubismus“ leitet sich vom französischen cube und dem lateinischen cubus ab, was „Würfel“ bedeutet. Er tauchte erstmals 1909 in einem Bericht über den Maler Georges Braque auf, wurde aber vermutlich schon 1908 von Henri Matisse geprägt. Beim Betrachten eines Landschaftsbildes von Braque sprach Matisse damals von „kleinen Würfeln“. Auch wenn der Begriff wörtlich auf den Würfel verweist, beschreibt er allgemein einen geometrisch-abstrakten Stil. Neben Braque gilt Pablo Picasso als weiterer Begründer des Kubismus.

Seinen Höhepunkt erlebte der Kubismus zwischen 1907 und 1915. Charakteristisch ist die Auflösung der klassischen Perspektive: Gegenstände werden in geometrische Grundformen zerlegt und aus verschiedenen Blickwinkeln zugleich dargestellt, um sie anschließend zu einer neuen Komposition zusammenzusetzen. Die Kunstgeschichte unterscheidet zwei Hauptphasen: den analytischen Kubismus, der mit gedeckten Farben und starker Formzerlegung arbeitet, und den ab 1912 einsetzenden synthetischen Kubismus, der vielfältige Perspektiven, leuchtendere Farben und collagierte Elemente einführt. Letzterer gilt als wichtiger Vorläufer der Collagekunst.

In Prag stieß der Kubismus auf ein besonders fruchtbares Echo – und entfaltete sich hier weit über die Malerei hinaus. Er prägte nicht nur Bildhauerei und Kunsthandwerk, sondern fand vorwiegend in der Architektur eine einzigartige Ausprägung, die es in dieser Form weltweit nur hier gibt. Prager Architekten wie Josef Chochol, Pavel Janák und Josef Gočár übertrugen die Prinzipien der kubistischen Malerei in den dreidimensionalen Raum. Sie schufen Fassaden und Bauformen mit markanten Kanten, Facettierungen und geometrischen Ornamenten, die bis heute im Stadtbild zu sehen sind. Diese Bauten fügen sich harmonisch in die historische Kulisse ein und machen Prag zu einem der wichtigsten Zentren kubistischer Architektur weltweit.

 

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