Der kubistische Friedhof in Dablice

Entstehung und kubistische Architektur
Der Ďáblický Hřbitov wurde zwischen 1912 und 1914 nach Plänen des Architekten Vlastislav Hofman als zentraler Friedhof für Prag angelegt. Er umfasst etwa 14,3 Hektar und ist nach den Olšany-Friedhöfen das zweitgrößte Friedhofsgelände der Stadt. Der Friedhof gilt als weltweit einzigartiges Beispiel einer im kubistischen Stil gestalteten Begräbnisstätte. Besonders markant sind die Eingangsgebäude mit zwei polygonalen Pavillons, die kubistische Hauptpforte und die geometrisch gestaltete Umfassungsmauer.
Funktionen, Erweiterungen und heutiger Status
Ursprünglich war ein groß angelegter Komplex mit Kapellen und weiteren Bauten geplant, von dem jedoch nur das Eingangsensemble und die Umfassungsmauer realisiert wurden. Im südlichen Teil des Friedhofs befindet sich seit 2015 der ökologische „Les vzpomínek“ (Wald der Erinnerung), in dem die Asche in biologisch abbaubaren Urnen unter Bäumen beigesetzt wird. Seit 2023 ergänzt der „Luční hřbitov“ (Wiesenfriedhof) das Angebot naturnaher Erdbestattungen ohne Grabstein. Der Friedhof steht seit 1958 unter Denkmalschutz und ist seit 2017 ein nationales Kulturdenkmal der Tschechischen Republik.
Gedenkstätte für Opfer von Krieg und politischer Verfolgung
Der Friedhof ist aber auch eine Gedenkstätte der schlimmsten Verbrechen der neueren Geschichte. Hier wurden mehrere hingerichtete Nazi-Verbrecher, darunter der SS-Führer Karl Hermann Frank, für die Sonderaktion Prag sowie die Massaker von Lidice und Ležáky verantwortlich, in nicht gekennzeichneten Gräbern beigesetzt. Im Mittelteil befindet sich dagegen ein Ehrenfriedhof jugoslawischer und italienischer Partisanen des Zweiten Weltkriegs und Opfer des Prager Aufstands. Im nördlichen Teil des Friedhofs wurde in den 1990er-Jahren eine Ehrengrabstätte für hingerichtete und gemarterte Opfer des Kommunismus in den 1950er-Jahren errichtet. Hier liegen auch die gefallenen Widerstandskämpfer des Heydrich-Attentats wie Jan Kubiš und Jozef Gabčík oder die bekannte Persönlichkeit des tschechoslowakischen Widerstands, Václav Morávek, begraben. Besonders betroffen machen in diesem Teil des Friedhofs die Gräber von Kindern, die in den 50er-Jahren in Gefängnissen zur Welt kamen, oft den gefangen gehaltenen Müttern weggenommen wurden und elendig starben. Am 1. Juni versammeln sich hier jedes Jahr Menschen, um der Kinder zu gedenken.
Adresse und Route per Google-Maps:
Ďáblická 564/2a, 182 00 Praha 8 – Ďáblice
Wegbeschreibung:Der Ďáblický Friedhof liegt im nördlichen Stadtteil Ďáblice und ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Vom Stadtzentrum aus gelangt man mit der Metro-Linie C bis zur Station Ládví. Von dort sind es etwa 10 Minuten Fußweg in nördlicher Richtung entlang der Straße Ďáblická bis zum Haupteingang. Alternativ kann man ab Ládví auch die Buslinien 103, 177 oder 183 bis zur Haltestelle „Ďáblický hřbitov“ nehmen, die direkt vor dem Friedhof hält.