Das Tanzende Haus
Kurzinfos vom Prag-Guide
- Das direkt am Moldauufer gelegene Bauprojekt wurde 1994 unter der Leitung von dem Stararchitekten Frank O. Gehry erbaut, der dabei mit dem lokal ansässigen kroatischen Architekten Vlado Milunić zusammenarbeitete.
- Ursprünglich war für den seit Jahrzehnten brachliegende Baugrund ein Kulturzentrum geplant, das aber keine finanzielle Unterstützung fand, so dass eine niederländische Versicherungsgesellschaft den heutigen modernen Bürokomplex entstehen ließ.
- Zu Anfang war das Gebäude in der Bevölkerung stark umstritten, erfreut sich aber inzwischen einer großen Beliebtheit bei Touristen wie Einheimischen.
- Aufgrund seiner Form, wo sich die geschwungenen Linien des Glasturms an das steinerne Hauptsgebäude anzulehnen scheint, wird es auch "Ginger und Fred" genannt, also nach dem berühmten amerikanischen Tanzpaar Ginger Rogers und Fred Astaire.
- Heute befinden sich in dem Gebäude naben Konferenz- und Büroräumen, eine Bar, ein französisches Restaurant sowie ein Hotel.
Adresse und Route per Google-Maps:
Jiráskovo nám. 1981/6, 120 00 Nové Město
Wegbeschreibung:
Von der Metro-Station Karlovo námestí (Linie B) kommend, geht man an der Moldau entlang ca. 200 Meter in Richtung Stadtzentrum. Das auffällige Gebäude kann man nicht übersehen.
Hinweise zur Barrierefreiheit
Eingang
Das architektonisch markante moderne Gebäude des Tanzenden Hauses mit zwei Türmen (Ingwer auf der linken, Fred auf der rechten Seite) steht an der Ecke des Jiráskovo-Platzes und des Rašínovo-Ufers und ist erst seit 2013 für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Haupteingang zum Gebäude befindet sich am Jiráskovo-Platz (Ginger-Turm). Die Karussell-Eingangstüren (Flügelbreite 90 cm) werden auf beiden Seiten durch eine einflügelige Tür (Breite 93 cm) ergänzt. Im Standardbetrieb wird die linke, nach außen öffnende Tür benutzt. Der Seiteneingang wird hauptsächlich zum Betreten der Galerie genutzt und befindet sich auf der Seite des Rašínovo-Ufers (am Fred-Turm). Der Eingang ist eine doppelflügelige Tür (Hauptflügelbreite 87,5 cm, Seitenflügelbreite 95 cm), die nach außen öffnet, aber der Durchgang ist durch das Detektionstor begrenzt und die Durchgangsbreite bei Öffnung nur des Hauptflügels ist verengt (Breite 64,5 cm).
Innenraum
Im Inneren wurden schrittweise Veränderungen vorgenommen, die auch in Zukunft auftreten können, ebenso wie die funktionelle Nutzung des Gebäudes und die Vermischung und der Aufbau verschiedener Gebäudefunktionen. Hinter dem Haupteingang befindet sich ein Empfangstresen mit einer Theke (Höhe 121 cm), hinter der sich der Zugang zum Aufzug befindet, der einen Teil des Gebäudes verbindet. Dieser Teil umfasst die Verwaltung, das Stockwerk mit dem Hotel, das Restaurant und die Terrasse im 7. Das Restaurant ist vom Aufzug aus durch eine Schiebetür zugänglich (Standarddurchgangsbreite 88-100 cm), die Tische im Innenraum sind mobil (Unterfahrhöhe 75 cm). Ein Teil des Innenraums befindet sich über +3 Treppen, der Zugang zur Terrasse über +3 Treppen. Eine Etage höher gibt es nur einen Treppenzugang zur Bar mit Blick von der Galerie des Fred-Towers. Hinter dem Haupteingang auf der rechten Seite befindet sich ein Durchgang (Breite 90 cm) zur Galerie, wo sich die Kasse mit einem Tresen (Höhe 120 cm, 100 cm) und der Aufzug befindet, der von der Öffentlichkeit nur für den Zugang zur Galerie im ersten Stock genutzt wird. Die Ausstellungsräume erstrecken sich über drei Etagen, neben dem zugänglichen Erdgeschoss und dem ersten Stockwerk befinden sie sich auch im Untergeschoss, das nur über eine Wendeltreppe zugänglich ist. Die Besucher der Galerie haben auch Zugang zum Restaurant, vom Erdgeschoss aus ist es notwendig, den Aufzug hinter dem Haupteingang zu benutzen.
Aufzug
Galerie Der Aufzug (automatische Türbreite 89 cm, Kabinenbreite 102 cm, Tiefe 153 cm) verbindet das Erdgeschoss mit dem 7. Stockwerk, für Galeriebesucher jedoch das Erdgeschoss mit dem 1. Die Aufzugskabine ist durchgängig, die Kabine ist mit einem Griff an der Seitenwand und einem Spiegel an den Seitenwänden ausgestattet. Die Bedienfelder an den Einstiegsplattformen (Höhe 136 cm) sind im Erdgeschoss um 30 cm versetzt, die maximale Höhe der Bedienfelder in der Kabine beträgt 123 cm (20 cm von der Ecke versetzt). Restaurant Der Aufzug (automatische Türbreite 88 cm, Kabinenbreite 172 cm, Tiefe 123 cm) verbindet das Erdgeschoss bis zum 7. Stock, für Restaurantbesucher jedoch Erdgeschoss bis zum 1. Die Kabine ist mit einem Griff an der Seitenwand und einem Spiegel an der Stirnwand ausgestattet. Das Bedienfeld an den Einstiegsplattformen (Höhe 117 cm) ist im Erdgeschoss schwer zugänglich, da es sich über dem Geländer befindet; die maximale Höhe der Bedienfelder in der Kabine beträgt 114 cm (60 cm Versatz von der Ecke).
WC
Galerie Im unzugänglichen Untergeschoss der Galerie befinden sich nur Standard-Sanitäranlagen. Im 7. Stock befindet sich eine geräumigere Toilette, die ein Teil des Damen-WCs ist, der Zugang erfolgt über den Flur (Breite 80 cm, Tiefe 90 cm), die Kabine (Breite 80 cm, Kabinenbreite 140 cm, Tiefe 120 - 160 cm) befindet sich auf der linken Seite. Der Zugang zur Toilettenschüssel erfolgt vom Eingang aus gesehen von der rechten Seite (Breite 79 cm), der Versatz der Toilettenschüssel beträgt 48 cm. An der Toilettenschüssel, am Waschbecken und an der Kabinentür sind keine Griffe vorhanden. Der Bewegungsraum für den Rollstuhl ist unbequem klein.
Parken
Reservierte Parkplätze sind an der Ecke Jiráskovo-Platz und Resslova-Straße vorhanden.
Barrierefreie Stadtführung gewünscht? Infos hier »
Zur Baugeschichte
Es war ein prestigeträchtiges Bauprojekt und sorgte zu Anfang für kontroverse Diskussionen: das „Tanzende Haus“, direkt am Moldauufer gelegen und 1994 von dem Stararchitekten Frank O. Gehry erbaut, der dabei mit dem lokal ansässigen kroatischen Architekten Vlado Milunić zusammenarbeitete. Eigentlich plante Milunić an dieser Stelle ein Kulturzentrum. Dafür konnte er den damaligen Staatspräsidenten Vaclav Havel begeistern. Doch fand man für die Umsetzung keinen finanzstarken Interessenten. So verkaufte der Besitzer den seit Jahrzehnten brachliegenden Baugrund (amerikanische Bomber hatten im Zweiten Weltkrieg das vormalige Haus versehentlich zerstört) an eine niederländische Versicherungsgesellschaft, die hier einen Bürokomplex entstehen ließ.
Bei Bekanntgabe der Baupläne gab es wütende Proteste in der Öffentlichkeit, die der Historiker Zdenek Lukes so zusammenfasste:
„Als klar war, dass Frank O. Gehry – der weltberühmte Architekt aus Kalifornien – ein tanzendes Haus bauen sollte, gab es einen gewaltigen Aufschrei. Ausländer dürfen so etwas bei uns nicht – so hieß es damals in manchen Zeitungen. Heute sieht man das anders. Für die moderne Prager Architektur war das „Tanzende Haus“ ein echter Durchbruch.“
So kritisch in Prag darüber diskutiert wurde, so unterschiedlich war die Rezeption in den deutschsprachigen Reiseführern. Während heute das Gebäude einhellig als große Sehenswürdigkeit empfohlen wird, taten sich die früheren Reisebegleiter mit einer Einschätzung ungleich schwerer. Viele Ausgaben, die Mitte der 90er-Jahre erschienen, erwähnen das Bauwerk nicht. Der bekannte Prag-Kenner Detlev Arens verstieg sich noch im Jahre 2005 zu der Aussage, dass es sich hierbei um die umstrittenste Architektur in Prag handelt, die zur historischen Bebauung der Stadt passe „wie die Faust aufs Auge“.
Doch die Kontroversen um den Gebäudekomplex gehören inzwischen der Vergangenheit an. Die Prager versöhnten sich bald mit dem ungewöhnlichen Bauwerk und versahen es mit den liebevollen Namen „Ginger und Fred“. Und in der Tat: die geschwungenen Linien des Glasturms, der sich an das steinerne Gegenüber anzulehnen scheint und durch mehrere schmale Betonsäulen auf dem Bürgersteig gestützt wird, wirken wie das Zusammenspiel von Spiel- und Tanzbein des ehemals berühmten Tanzpaars Ginger Rogers und Fred Astaire. Diese Dynamik, die das Gebäude ausstrahlt, war auch die tragende Idee im Entwurf des im Jahre 2022 verstorbenen Milunić, der damit die Massen symbolisieren wollte, die im November 1989 aufstanden und sich für den gesellschaftlichen Umbruch in Bewegung setzten.
Die aufregende Architektur wurde sogar 1997 von der Zeitschrift „The Time“ in der Kategorie Design mit dem ersten Platz bedacht. Und noch etwas ist bemerkenswert: Es war das erste Gebäude weltweit, das komplett in einer Computeranimation entworfen wurde.
Heute befinden sich in dem achtstöckigen Gebäude im Erd- und Untergeschoss Konferenzräume. Im obersten Stockwerk, direkt unter dem Dach, gibt es eine Bar und darunter ein französisches Restaurant der gehobenen Preiskategorie, inklusive einer phantastischen Aussicht.
Dancing House - Tančící dům hotel
Während einige Etagen noch als normale Büroeinheiten genutzt werden, hat der ehemalige tschechische Fußball-Nationalspieler Vladimir Smicer 2016 ein luxuriöses Hotel mit 21 Zimmern im Tanzenden Haus eröffnet.
Das barrierearm eingerichtete und familienfreundliche 4-Sterne-Hotel bietet umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen. Geschäftsleute finden auch eine adäquate Ausstattung und haben zudem die Möglichkeit Konferenz- und Veranstaltungsräume anzumieten.
Weitere Informationen und Buchungsmöglichkeiten finden Sie hier »
Der Architekt Frank Owen Gehry
Der 1929 in Toronto geborene Architekt und Designer, der seit 1947 in Kalifornien lebt, gehört zu den renommiertesten Architekten der Neuzeit. Er hat u. a. 1997 das berühmte Guggenheim-Museum in Bilbao fertiggestellt. Neben dem spektakulären Museumsbau in Spanien war er noch mehrere Male für Bauvorhaben in Europa tätig und erstellte z. B. das Vergnügungsviertel im Disneyland Paris oder Vitra Design Museum in Weil am Rhein.
Die ersten Bauten Gehrys bewegten sich noch im eher konventionellen Stil seiner Zeit. Zu Anfang verdiente er sein Geld mit dem Bau und Umbau von Einfamilienhäsern. Doch schon damals erprobte er dabei neue Arbeitstechniken. Ende der 60er-Jahre arbeitete er an einer Serie von Möbeln, die aus Karton gefertigt waren. Seine Erfahrungen übertrug er dann Ende der 70er-Jahre auf die Konzeption größerer Objekte. So experimentierte er etwa mit Wellblech oder Sperrholz und entwickelte allmählich seinen spektakulären Baustil, der sich in gebrochenen geometrischen Formen wie schrägen Linien oder abgewinkelten Ebenen ausdrückte. Gehry wurde damit zu einem Hauptvertreter einer neuen Stilrichtung in der Architektur, die man unter dem Begriff des Dekonstruktivismus zusammenfasst.
Hinweis: Im Nachbargebäude lebte Vaclav Havel
Von Lenke Szilágyi - CC BY-SA 3.0, Link
Direkt neben dem Tanzenden Haus, in der Rasinovo nabrezi 78, lebte in dem schönen Jugendstilgebäude Jahre lang der spätere tschechische Staatspräsident Vaclav Havel mit seiner ersten Frau Olga. Das Gebäude erkennt man leicht an dem Globus auf dem Dach. Dort bewohnte das Paar das oberste Stockwerk des Gebäudes. Der damalige Schriftsteller und Dramatiker wurde zu der Zeit von der Geheimpolizei pausenlos überwacht. Als Gründungsmitglied der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 war er für die regierenden Sozialisten ein Staatsfeind und wurde insgesamt fünf Jahre in Gefängnisse eingesperrt. Im Winter hielten sich die Staatsspitzel im nahe gelegene Manes-Gebäude auf, wo ein Beobachtungsposten eingerichtet wurde.