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Die Prager Karlsbrücke

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Kurzinfos vom Prag-Guide

  • Die gotische Karlsbrücke ist mit der Prager Burg die bekannteste Sehenswürdigkeit von Prag.
  • Ihre Grundsteinlegung war schon 1357, die Vollendung zog sich bis ins 15. Jahrhundert hin.
  • Kaiser Karl IV. beauftragte mit dem Brückenbau den berühmten Baumeister Peter Parler.
  • Die Brücke ist 520 Meter lang, ca. 10 Meter breit und besitzt 16 Brückenbögen.
  • An beiden Enden geht man durch Brückentürme hindurch: aufseiten der Altstadt steht der um 1380 fertiggestellte Altstädter Brückenturm und auf der Kleinseite die beiden Kleinseitner Türme. Der kleinere war ein Bestandteil der ursprünglichen Befestigungsanlage, während der größere 1464 vom König beauftragt wurde und als Pendant zum Altstädter Brückenturm gedacht war.
  • Die Brücke war bis 1836 der einzige Übergang über die Moldau.
  • Die Straßenbahn fuhr bis zum Ersten Weltkrieg über die Brücke. Im Jahr 1978 wurde der Autoverkehr verboten.

Adresse und Route per Google-Maps:

Karlův most, 110 00 Praha 1

Wegbeschreibung:
Die Karlsbrücke geht über die Moldau und verbindet die Altstadt (Staré Mesto) mit der Kleinseite (Malá Strana). Kommt man vom Altstädter Ring her, geht man an der Rathausuhr zum kleinen Ring durch, überquert diesen und folgt dann geradeaus der engen und meist überfüllten Straße, der zum ehemaligen Krönungsweg gehört. Dort ist dann der weitere Weg zur Karlsbrücke (Karlův most) ausgeschildert.

Route zur Karlsbrücke per Google-Maps »

Die Karlsbrücke - ein touristischer Anziehungspunkt

Die Karlsbrücke ist, neben der Prager Burg die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit von Prag. Es gibt kaum einen Besucher der Stadt, der nicht den schönsten Übergang über die Moldau nutzt, der seit jeher die Altstadt mit der Kleinseite verbindet. Im Frühling oder Sommer kann das Gedränge von Touristen, Andenkenverkäufern, Straßenmalern oder Musikanten schon beängstigende Ausmaße annehmen. Wer die Romantik dieses Ortes genießen möchte, sollte sich am besten in den frühen Morgenstunden oder spät in der Nacht auf den Weg machen.

Als wichtiger Teil des kulturellen Erbes Prags verkörpert die Karlsbrücke aber nicht nur Geschichte, sondern auch den lebendigen Charakter der Stadt und ist trotz seiner hohen Frequentierung ein Muss für alle Besucher.

Übrigens erhielt die Karlsbrücke erst im Jahre 1870 ihren heutigen Namen. Sie war früher nur unter dem Namen Steinbrücke bekannt.

Zur Baugeschichte der Karlsbrücke

Im Jahre 1118 wird das erste Mal eine Brücke in den Dokumenten erwähnt. Es ist da von einer hölzernen Überführung die Rede, die aber schon 1157 einstürzte. Darum ließ König Vladislav II. nur ein Jahr später ca. 200 Meter entfernt eine steinerne Brücke errichten, die er nach seiner Gattin benannte und von da an Judithbrücke hieß. Im Jahre 1342 kam es durch Hochwasser zu so starken Beschädigungen, dass man sich für 15 Jahre mit einem hölzernen Provisorium behalf, bis Kaiser Karl IV. den Bau einer neuen Steinbrücke anordnete. Damit beauftragt wurde übrigens nicht, wie in verschiedenen Reiseführern zu lesen ist, der berühmte Baumeister Peter Parler, sondern wohl der Prager Steinmetz Jan Ortlin. Peter Parler dagegen war für Arbeiten an der Brücke sowie für die beiden Brückentürme verantwortlich. Der Grundstein wurde exakt am 9. Juli 1357 um 5.31 Uhr gelegt. Im Mittelalter vertraute man einer Zahlenmystik und die Reihenfolge 1-3-5-7-9-7-5-3-1 entsprach einer gottgewollten Ordnung, die dem Bauwerk den Beistand von oben sichern sollte.

Doch die Vollendung des gotischen Meisterwerks zog sich bis ins 15. Jahrhundert hinein. Die von 16 Bogen gestützte Brücke ist insgesamt 520 Meter lang und 10 Meter breit. Ihr s-förmiger Verlauf ist auf die Weiterverwendung alter Brückenköpfe der Judithbrücke zurückzuführen, neben die man die neuen setzte. An ihren jeweiligen Enden stehen auf der Kleinseite die Kleinseitner Türme und in Richtung Altstadt der Altstädter Brückenturm, die in früheren Jahrhunderten der Verteidigung dienten. Die große Bedeutung der Karlsbrücke erkennt man schon allein darin, dass sie bis ins Jahr 1836 der einzige Übergang über die Moldau war. 

Die Sache mit den Eiern: Legende oder Wahrheit?

Eine der bekanntesten Geschichten rund um die Karlsbrücke besagt, dass bei ihrem Bau Eier dem Mörtel beigemischt wurden, um die Stabilität zu erhöhen. Diese Idee wurde lange Zeit als Legende angesehen, doch wissenschaftliche Untersuchungen im Jahr 2008 haben gezeigt, dass sie zumindest teilweise auf Fakten basiert.

Forscher der Karls-Universität in Prag analysierten den historischen Mörtel der Brücke und fanden organische Spuren von Eiweiß. Die Zugabe von Eiern, die im Mittelalter eine bekannte Technik zur Verbesserung der Festigkeit von Baumaterialien war, wurde somit bestätigt. Eier konnten die chemische Reaktion im Mörtel verstärken und so dessen Härte und Langlebigkeit verbessern.

Obwohl die Legende oft besagt, dass Eier aus allen Teilen Böhmens nach Prag gebracht wurden, gibt es hierfür keine Belege. Es ist wahrscheinlich, dass die Verwendung von Eiern lokal organisiert wurde. Dies war eine übliche Praxis in der mittelalterlichen Baukunst und keine außergewöhnliche Maßnahme.

Die Karlsbrücke ist somit nicht nur ein Meisterwerk der Architektur, sondern auch ein Beispiel für den Einsatz fortschrittlicher Bautechniken im 14. Jahrhundert. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse von 2008 verleihen der jahrhundertealten Geschichte eine neue Glaubwürdigkeit und machen sie zu einem faszinierenden Teil der Baugeschichte.

In seiner langen Geschichte verursachte das periodisch über die Moldau tretende Hochwasser regelmäßig beträchtliche Schäden an der Brücke, ohne sie jedoch komplett zu zerstören. Bei einem Hochwasserübertritt 1890 brachen drei Bögen komplett ein. Unter den sensationslüsternen Zuschauern damals war übrigens wohl auch die Familie Kafka.

Ein Blick zurück: Normaler Straßenverkehr auf der Karlsbrücke

In der heutigen Zeit kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass bis zum Ersten Weltkrieg die Straßenbahn über die Brücke fuhr und sie bis in die 60er-Jahre hinein für den Autoverkehr freigegeben war. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten, die von Mitte der 60er-Jahre bis 1978 durchgeführt wurden, durften keine Fahrzeuge mehr über die Brücke fahren. Vor allem das im Winter eingesetzte Streusalz griff die Substanz des Bauwerks zu stark an.

Anhand historischer Fotografien kann man die damalige Nutzung durch Fahrzeuge gut erkennen: Auf der ersten Aufnahme, die um 1900 entstand, fährt ein Fuhrwerk. Für Fußgänger blieb auf beiden Seiten der Brücke nur ein schmaler Fußgängerweg. Das zweite Bild stammt aus dem Jahre 1939 und zeigt einen Sportwagen auf der Karlsbrücke.

Die Brückentürme der Karlsbrücke

Der Altstädter Brückenturm

Wer von der Altstadt kommend auf den Altstädter Brückenturm zugeht, durchquert zuvor den Kreuzherrenplatz, der mit seinen Barockbauten "zu den malerischsten Plätzen in Europa" gehört. Der Altstädter Brückenturm war ein Prestigeobjekt von Kaiser Karl IV., der mit diesem Bauwerk ein eindrucksvolles Zeichen seiner Macht setzen wollte. Darum wurde auch kein Geringerer als der berühmte Baumeister Peter Parler mit der Umsetzung des Werkes betraut. Die Fertigstellung des Baus stellt sicherlich einen Höhepunkt im Schaffen des Baumeisters dar und gilt in heutiger Zeit als einer der schönsten Türme Mitteleuropas. Man begann den Bau des Turmes gleichzeitig mit der Brücke im Jahre 1357.

Es besteht in der Fachliteratur Uneinigkeit darüber, ob der Bau bereits 1380 fertiggestellt war oder ob er sich bis in das 15. Jahrhundert hinzog. Durch schwedisches Bombardement im Jahre 1648 verlor der Turm seine Plastiken an der Westfassade. In den Jahren 1874-78 wurde auch der Altstädter Brückenturm einer grundlegenden Renovierung durch den Architekten Josef Mocker unterzogen.

Die Schmuckfassade der Ostseite

Von großer künstlerischer Bedeutung ist die Schmuckfassade der Ostseite des Brückenturms. In der ersten Etage erkennt man drei Herrscherfiguren: in der Mitte (und etwas höher als die beiden anderen Figuren) steht der hl. Veit, links von ihm Kaiser Karl IV. und rechts von der Mitte sein junger Sohn Wenzel IV. Mit viel Liebe zum Detail wurden diese Plastiken gestaltet. So kann man beispielsweise an der Figur des gealterten Kaisers seine gekrümmte Haltung ersehen, die auf eine Wirbelsäulenverletzung zurückzuführen ist, die sich der Kaiser bei einem Turnier zuzog und die man später bei der Analyse des Skeletts bestätigt fand.

Die Kleinseitner Türme der Karlsbrücke

Die Kleinseitner Türme waren ursprünglich Teil der Befestigungsanlagen im 12. Jahrhundert. War Gefahr im Verzug, ließ man am damals noch viel mächtigeren Tor ein schweres Eisengitter herab, das Schutz vor den herannahenden Feinden bot. Da die Kleinseite der Vorburg zugerechnet wurde, flankierten den Brückeneingang einst zwei Festungen. Im Bereich des niedrigen Turmes befand sich das Kloster des Malteser-Johanniterordens und gegenüber – und damit auf Höhe des größeren Turmes – war der Sitz des Prager Erzbischofs, dessen Anlage auch einer Festung gleichkam.

Der niedrigere der beiden Türme ist das älteste Bauwerk der Karlsbrücke. Zwar wurde er erst 1591 grundlegend im Renaissancestil umgebaut, doch sind die Fundamente des ursprünglichen Turmes erhalten geblieben und stammen noch aus der Zeit der Judithbrücke. Der höhere Turm wurde von König Jiri z Podebrad 1464 in Auftrag gegeben und war als Pendant zum Altstädter Turm gedacht. Er ersetzte einen älteren Turm, der an dieser Stelle stand. Eigentümlicherweise ist dieser jüngste Brückenturm der Karlsbrücke nie ganz fertiggestellt worden. Davon zeugen etwa die leeren Nischen, die für Statuen vorgesehen waren. In den Jahren 1879–1883 wurden die Brückentürme durch Josef Mocker noch einmal grundlegend renoviert.

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