Das Altstädter Rathaus und die Rathausuhr
Adresse:
Staroměstské nám., 110 00 Prag
Wegbeschreibung:
Den Altstädter Ring erreichen Sie am Einfachsten mit der Metro-Linie A, Station Staroměstská. Danach gehen Sie einfach die Kaprova runter, überqueren den Nám. Franze Kafky (mit dem Kafka-Geburtshaus) und gehen an der St.-Niklas-Kirche vorbei.
Zur Geschichte des Altstädter Rathauses
Ursprünglich stand an der Stelle des Rathauses ein Bürgerhaus, das einem Wölfflin von Steine gehörte. Nachdem König Johann von Luxemburg im Jahre 1338 den Pragern das Privileg der Stadtverwaltung erließ, kaufte man dieses Haus auf und baute es in mehreren Schritten um. Finanziert wurde das Ganze über eine Weinsteuer. Auch hierfür erhielt man vom König das Privileg. Als Erstes wurde das Haus um ein Geschoß angehoben, ebenso der schon vorhandene Turm vergrößert. Um 1350 wurde die Kapelle eingebaut. Ab 1360 baute man neben der Astronomischen Uhr weitere Gebäude am. Hierbei entstand der Rathaussaal. Nach zusätzlichen Umbauten wurde es Mitte des 15. Jahrhunderts schon wieder notwendig, den Verwaltungsbau um ein weiteres Haus im westlichen Bereich zu erweitern, der dann 1470 fertiggestellt war.
Der nächste Umbau ließ nicht lange auf sich warten: Schon um 1500 glich man dieses doch uneinheitliche Gebäude-Ensemble an, verzierte das Hauptportal mit plastischem Schmuck und verändert die Fenster der Eingangshalle im Renaissance-Stil. Die nächste größere Umgestaltung erfolgte um 1835 als man im Westflügel ein weiteres Haus („Zum Hahn“) anbaute und den Nordflügel abriss und durch ein einheitliches Gebäude im neogotischen Stil ersetzte. Dieser wurde 1945 von deutschen Truppen beim Abzug aus Prag gesprengt und besitzt heute nur noch einen kleinen Teilbereich. Die restlichen ausgebrannten Gebäudeteile wurden nicht wieder aufgebaut.

Tipp: Blick über Altstadt von oben
Wer einen Rundumblick über die Prager Innenstadt genießen möchte, sollte auf den 60 Meter hohen Turm des Rathauses steigen. Wer gut zu Fuß ist, nimmt die alte Treppe, für die übrigen Besucher steht ein moderner Lift zur Verfügung. Der Turm kann montags von 11 - 22 Uhr, an den anderen Tagen sogar schon von 9 bis wiederum 22 Uhr besichtigt werden.
Unser Tipp: Buchen Sie schon hier Ihre Eintrittskarte und vermeiden Sie lange Kassenschlangen!
Die Rathausuhr

Eine touristische Attraktion ersten Ranges stellt die Rathausuhr dar. Zwischen 9 und 21 Uhr erfolgt zu jeder vollen Stunde ein Schauspiel, das viele Besucher anlockt: Erst hebt die Figur des Todes die Sanduhr und läutet das Sterbeglöckchen. Dann wandern die 12 Apostel in Zweierpaaren an jeweils einer Fensteröffnung vorbei und blicken kurz herunter. Zum Abschluss der Prozession kräht ein Hahn und die Turmuhr schlägt die jeweilige Stunde. Das ganze Spektakel dauert nur 45 Sekunden.
Die erste Fassung der Uhr wurde 1410 von Mikuláš aus Kaaden erbaut. Im Jahre 1490 wurde die Mechanik komplett neu von Magister Hanuš entworfen. Der Legende nach war dieses komplexe Uhrwerk so einmalig, dass man im Prager Rat mit aller Macht verhindern wollte, dass der begehrte Uhrenmacher andere Städte mit seiner Kunst beglücke. Man soll darauf auf die Idee verfallen sein den Uhrmacher zu blenden. Seine Rache war schrecklich: Der Geblendete ließ sich noch einmal zu seinem Meisterwerk führen, scheinbar um Abschied zu nehmen, steckte dann aber seine Hand in das komplexe Räderwerk, das darauf hin für Jahrzehnte unbrauchbar war.
Eine astronomische Uhr in allen Einzelheiten zu erfassen, ist für Laien kaum möglich. Die Prager Sonnenuhr ist in zwei ähnlich große Kreise aufgeteilt. Über die obere Scheibe, die sogenannte Sphäre, erkennt man den Umlauf der Sonne, des Mondes und der Zeit. Der äußerste Ring besitzt dabei eine Einteilung in 24 Felder und zeigt über goldige gotische Ziffern die böhmische Zeit, die römischen Ziffern darunter, die in zwei Mal zwölf Ziffern aufgeteilt sind, dagegen die ehemals „Wahre Ortszeit“, heute Mitteleuropäische Zeit. Zudem werden durch die Tierkreiszeichen die jeweiligen Monate angezeigt. Kenner lesen darüber hinaus über die gekrümmten Linien die Phasen des Mondes, des Sonnenstandes und die Stellung der Planeten ab.
An den Seiten der oberen Scheibe sieht man vier Figuren, jeweils zwei links und rechts der Uhr. Sie stammen, ebenso wie die Steinmetzarbeiten, aus der Werkstatt von Peter Parler. Die Skulpturen ermahnen den Menschen nicht seine Lebenszeit zu vergeuden und symbolisieren die Eitelkeit (mit Spiegel), die Raffgier (mit einem Geldsack), den Tod (Skelett) und das Heidentum (in Gestalt eines Türken). Die Raffgier-Figur unterzog man 1945 einer „kosmetischen“ Operation, um die antisemitischen Stereotype zu eliminieren.
Die untere Scheibe dagegen dient als Kalendarium. Der äußere Ring ist in 365 Abschnitte aufgeteilt, der zu jedem neuen Tag um eine Position vorrückt.
Die meisten Originalteile der Uhr sind inzwischen im Stadtmuseum untergebracht.
Das Geheimnis des Heiligen Thomas
Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Apostelfiguren zerstört und mussten restauriert werden. Das übernahm Vojtěch Sucharda, der ein bekannter Holzschnitzer und Puppenspieler war. Von ihm stammen auch die streng symmetrisch angeordneten Figuren mit ihren fließenden Togen und Hauben auf den Köpfen, die man am Eckturm des Koruna-Palastes bewundern kann. Der Künstler war anscheinend wenig erfreut über den Auftrag am Altstädter Turm. Ihm schwebte eine komplette Neugestaltung der Uhr vor. Seinen Unmut hielt er in einem 18-seitigen Brief fest, den er in der Apostelfigur des heiligen Thomas versteckte. Aufgefallen ist das Ganze bei Renovierungsarbeiten im Jahre 2018, als man bemerkte, dass diese Figur um einiges weniger wog als die anderen. Man röntge sie darauf hin und entdeckte schnell den Hohlraum mit dem Brief darin.

Öffnungszeiten:
Dienstag - Samstag: 10 - 13 Uhr und 15 - 17 Uhr
Sonntag und Montag geschlossen.